Einschau Blog

Esoterik und Exoterik



 

 

 

 

 

22.02.2024

Putin-Interview mit Tucker Carlson: der Puffer Rechtfertigung

 

Gestern sah ich mir das Interview Putins mit dem "Journalisten" Tucker Carlson an bzw. las das Transkript desselben.

 

Ich bin sehr dankbar für dieses wertvolle Interview, denn es ist für mich äußerst aufschlussreich und beseitigt viele Fragezeichen hinsichtlich dessen, was da in Osteuropa vor sich geht. In gewisser Weise kann man Putins Auftritt hier auch als "ehrlich" bezeichnen - wiewohl sich diese Ehrlichkeit nicht unbedingt auf das von ihm Gesagte bezieht, sondern eher auf die Tatsache, dass und wie er hier sein wahres Gesicht bzw. seine wahre Haltung zeigt.

 

Vor etwa einer Woche schrieb ich hier, dass autoritär denkende Menschen dazu neigen, in der Vergangenheit zu verharren. Genau das tut Hr. Putin augenscheinlich. Das halbe Interview lang lässt er sich über die russische Geschichte aus und gibt sich damit einen Anschein von Wissenschaftlichkeit und Sachlichkeit.

 

Tatsächlich aber geht es Putin hier nicht um eine historische Perspektive, sondern er nimmt lediglich eine historisierende Pose ein: Er benutzt scheinbare Sachlichkeit zur Rechtfertigung seines vom Zaun gebrochenen Krieges.

 

Wäre es anders, also wäre er wirklich um Sachlichkeit bemüht gewesen, dann hätte er gewisse Themen differenzierter betrachtet und erörtert. Zum Teil lässt er wesentliche Aspekte des russisch-ukrainischen Verhältnisses schlichtweg unerwähnt, als gäbe es sie gar nicht.

  • Z.B. wird mit keinem Wort der sog. Holodomor erwähnt, jene durch die Russen gezielt in Kauf genommene bzw. verursachte Hungersnot in der Ukraine zu Beginn der 30er Jahre, bei der etwa 4 Millionen Menschen ihr Leben verloren. Diese Vorgänge mögen eine ganz wichtige Rolle dabei gespielt haben, dass viele Ukrainer sich im 2. Weltkrieg gegen die Russen wandten und es vorzogen, die deutschen Invasoren zu unterstützen (ob das so klug war, sei dahingestellt, aber es ist eine Erklärung). Putin scheint diese Zusammenhänge aber nicht zu sehen und schalt die Ukrainer durch die Bank als "Faschisten".

  • Ebenso wenig wird erwähnt, dass im Zuge der Auflösung der UdSSR in der Ukraine vorhandene Nuklearwaffen an Russland abgetreten wurden - mit der damit einher gehenden Verpflichtung seitens Russlands, die Souveränität und die bestehenden Grenzen der Ukraine zu achten (bekannt als Budapester Memorandum). Hätte er es erwähnt, hätte er gleichzeitig zugegeben, dass seine Art der Politik vor Allem auf Unzurechnungsfähigkeit, Vertragsbruch und Gesetzlosigkeit basiert. Und so offenkundig sollte es dann doch nicht sein.

Dies wären nur zwei besonders markante Beispiele für die Unterschlagung von Wahrheit seitens Putin. Und jeder weiß, dass das Weglassen von Wahrheit Lüge ist. An dieser Stelle belügt Putin allerdings nicht nur die Welt sondern eben auch  sich selbst. Und das ist für mich dann auch der eigentlich interessante Punkt an diesem Interview:

 

Bei Wladimir Putin haben wir es mit einem Menschen zu tun, der geradezu als Paradebeispiel für ® das Manöver der Rechtfertigung herhält, also für den Hang keine (innere) Kontroverse zuzulassen, sondern jede Menge Schwurbelei und sonstigen Energieaufwand zu betreiben, um den eigenen Standpunkt nicht hinterfragen zu müssen. Kurz gesagt versucht Putin mit Hilfe irgendwelcher Halbwahrheiten aus der Vergangenheit, den zehntausendfachen Mord in der Gegenwart zu rechtfertigen.

 

Dabei ist dieser historisierende Teil des Interviews nur der eine, der offenkundigste Teil der Rechtfertigungshaltung, die in dem Interview zutage tritt. Ein anderer, eigentlich noch typischerer Mechanismus der Rechtfertigung ist die Pose der Larmoyanz, die Putin in fast jedem seiner Worte transportiert - auch und vor Allem im nichthistorischen Teil des Interviews. In jedem zweiten Wort wird die eigene Situation als die eines Opfers dargestellt, das angegriffen und betrogen worden sei, und man sich deshalb zur Wehr setzen müsse. Man selbst sei ja eigentlich so friedenswillig und gerecht und kooperativ.

 

Dass auch dies nur der Rechtfertigung der eigenen Fehler dient, merkt man spätestens daran, dass Putin mit keinem Wort die Menschen erwähnt, die von seinen Entscheidungen ganz real und existenziell betroffen sind und die Konsequenzen ausbaden müssen, sowohl auf ukrainischer Seite aber auch auf russischer Seite. Kurzum: Er stellt irgendwelche persönliche pseudohistorische, weltanschauliche Theorien über das Wohl und auch den Willen der Menschen (denn dass die Ukrainer nicht so wild darauf sind, unter seiner Fuchtel zu leben, ist ja wohl offensichtlich). Da wirkt die zur Schau getragene Larmoyanz eher wie Hohn.

 

Letztendlich geht es mir hier um die Frage der Vertrauenswürdigkeit, also um die Frage, ob bei Hr. Putin so etwas wie "guter Wille" vorhanden ist, den zu unterstützen lohnenswert wäre. Nach Allem, was in diesem Interview transportiert wird, kann ich das aber leider gar nicht bestätigen. Eher verstärkte sich in mir der Eindruck, dass wir es hier mit strikt autoritärem Denken zu tun haben, dem eine komplett empathiefreie und sogar autistische Weltsicht zugrunde liegt. Eine wahre (gute) Führungspersönlichkeit, die mein Vertrauen verdient, tickt anders. Bei ihr würde sich nicht alles nur um die eigene Ideologie, um das eigene Ego drehen. (Und dass dies der Fall ist, merkt man an der konsequenten Putinschen Anwendung des Rechtfertigungsmechanismus.)

 

Hr. Putin ist kein freier Mensch sondern ein Gefangener seiner eigenen Kopfgeburten, die er durch Rechtfertigung vor sich selbst und der Welt zu erhalten versucht. In diesem Sinne muss ich eher Mitleid mit ihm haben als dass ich ihn als Vorbild hernehmen könnte.

 

Abschließende Anmerkung, damit bei etwaigen Lesern kein Missverständnis aufkommt:

 

Dieser Text ist nicht dazu da, Herrn Putin oder die Welt zu verändern oder so etwas. Das wäre anmaßend. Er dient nur meiner eigenen Orientierung in dieser Welt und in diesem Sinne der Selbsterkenntnis. Deshalb ist er auch dem Bereich der Esoterik zuzuordnen. Weltliche Konsequenzen im Sinne von Veränderung oder Einsicht seitens meiner Mitmenschen (etwa irgendwelcher Putin-Freunde) erwarte ich nicht.

 

19.02.2024

Guter Haushälter

 

Immer wieder stoße ich im so genannten "freien Netz" auf die Formulierung, dass es "Mode" sei, die Welt verbessern zu wollen (vor Allem bei Grünen & Co.), und dass das ja alles auf Ideologie, Größenwahnsinn und Fanatismus basiere. Das sei als Gutmenschentum abzulehnen.

 

Derartige Äußerungen finde ich ziemlich dumm. Menschen, die sich um den Zustand ihrer Umwelt und sogar ihres Planeten sorgen, tun nämlich nichts anderes als die Haltung des "Guten Haushälters" einzunehmen.

 

Hierbei  geht es darum, dass spirituelle Entwicklung nur im Rahmen des Hier und Jetzt stattfinden kann - und damit im Rahmen der uns ganz direkt umgebenden Umwelt und der uns ganz konkret betreffenden Umstände. Und für deren Qualität  hat jeder selbst Sorge zu tragen. Beispiel: Wenn ich nicht in einer verdreckten Wohnung leben möchte, dann muss ich putzen.

 

Wer den ganz realen Rahmen seiner Existenz vernachlässigt oder gar verleugnet, beraubt sich der Möglichkeit, zu leben. Ebenso aber auch der, der die Haltung des Guten Haushälters in anderen Menschen verspottet oder gar verurteilt.

 

Auch ich bin so ein Mensch, der eine liegengebliebene Plastiktüte im öffentlichen Raum in den nächstgelegenen Mülleimer wirft, oder der es nicht normal findet, dass es praktisch keine Insekten und Singvögel mehr gibt oder der sich wundert, warum Autos auch in den Innenstädten Panzern immer ähnlicher werden. Bin ich deshalb ein größenwahnsinniger, gutmenschelnder Ideologe?

 

Wohl kaum. Es ist eher so, dass ich nicht gerne in einer Umgebung lebe, wo man sich gegenseitig auf die Füße kotzt. Und deshalb möchte ich dazu beitragen , diese Umgebung entsprechend zu prägen - und zwar ohne dabei zu vergessen, dass ich alleine den Planeten nicht verändern kann.

 

Ich halte es da ziemlich genau mit jenem Zitat aus dem Midrasch:

"Du bist nicht verpflichtet, die Arbeit der Welt zu beenden, aber du bist auch nicht berechtigt, dich davon abzuwenden."

 

... und zwar nicht, weil eine "grüne" oder sonstige Ideologie mir es vorschreibt, sondern weil es gar nicht anders geht, wenn ich die Lebendigkeit in mir bewahren möchte. Und das möchte ich, sonst wäre ich kein Fühlender.

 

Wer also "Gutmenschentum" beklagt, beklagt damit eigentlich nur seinen eigenen Mangel an Liebe und Lebensfreude, mithin sein Zombietum.

 

13.02.2024

Gesellschaftliche Gräben

 

Es ist ein großer Irrtum, zu glauben, irgendwelche gesellschaftliche Gräben täten sich zwischen "links" und "rechts"auf. Dies sind inhaltsfreie, schwammige Kampfbegriffe aus der Vergangenheit und werden vor Allem dann benutzt, wenn nicht weiter hinterfragt werden soll, worum es eigentlich geht.

 

Tatsächlich verlaufen die wahren politischen Grenzen (man sollte allerdings eher von Gradienten sprechen, denn das trifft die Sache besser) zwischen demokratisch und autoritär. Und auf einmal ergibt das ganz viel Sinn. Man könnte nämlich auch genau so gut sagen, der Gradient verläuft zwischen ...

 

 

... gegenwartsbezogen und vergangenheitsorientiert

 

Autoritäres Denken bezieht sich immer auf eine mythische Vergangenheit und verleugnet die - stets gegenwartsbezogene - Realität. Da sollen irgendwelche  Großreiche wiedererrichtet werden, da werden alte, vor mehreren Tausend Jahren verfasste Bücher als ewig gültiger Verhaltenskodex bemüht oder den Menschen wird gesagt und vorgeschrieben, wie sie aufgrund ihrer Herkunft zu sein haben. Immer geht es dabei um die Vergangenheit.

 

Die Gegenwart wird dabei vergessen.

 

 

... kritisch und fremdgesteuert

 

Den Menschen in autoritären Gesellschaften wird das eigenständige Denken abtrainiert bzw. schlichtweg verboten. Sie führen dann nur noch den Willen ihres Dikators aus.

 

Kritische (und sachliche) Auseinandersetzung findet nicht mehr statt - und damit entfällt auch die heilsame Wirkung, die Kritik haben kann. Das betrifft sowohl das Innere der Menschen, also ihre spirituelle Entwicklung, als auch ihre äußere Wirkung bzw. ihren Beitrag zur Entwicklung der Gesellschaft.

 

 

... kreativ und verknöchert

 

Dadurch, dass in einer autoritären Gesellschaft kein eigenständiges Denken mehr stattfindet, geht auch die Kreativität des Einzelnen verloren. Die Menschen ziehen sich aus dem gesellschaftlichen Geschehen zurück und leisten keinen Beitrag mehr zur allgemeinen Entwicklung. Die Folge sind Gesellschaften, die grau,  unterentwickelt und dysfunktional sind.

 

Ein Beispiel dafür ist das faschistische Spanien, das sich nach dem 2. Weltkrieg nicht den neuen Entwicklungen in Europa öffnete sondern in eine Art von oben verordneten Dornröschenschlaf verfiel. Bald war es aufgrund der kompletten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Stagnation von einem Land der sog. "Dritten Welt" nicht mehr zu unterscheiden.

 

 Ein anderes Beispiel ist die DDR, die im Laufe der Jahrzehnte buchstäblich zerbröselte, weil kaum einer ihrer Bewohner sich noch für das Gemeinwesen engagierte. Wer kreativ sein wollte und konnte, zog weg.

 

 

... produktiv und korrupt

 

In autoritären Gesellschaften blühen Korruption und Nepotismus weitaus mehr als in demokratischen. Das ergibt sich aus der Sache selbst: Wo nur noch der Wille eines Diktators/einer "Junta" gilt und keine Gewaltenteilung existiert, gibt es kein Korrektiv für derartige Auswüchse. Da Menschen aber nun mal Fehler machen und Schwächen haben, selbst die gutwilligsten Diktatoren, werden sich früher oder später Willkür und das Recht des Reicheren durchsetzen - mit üblen Konsequezen für die Mehrheit der Bevölkerung.

 

Das kann man aktuell in der autoritär regierten Türkei beobachten, wo vor einem Jahr ein Erdbeben stattfand, das übermäßig viele Tote, Verletzte und Zerstörung hinterließ - und zwar mehr als bei einem Beben dieser Stärke zu erwarten gewesen wäre. Das lag vor Allem daran, dass existierende Rechtsvorschriften systematisch unterwandert worden waren und keine Qualitätsstandards am Bau mehr beachtet wurden. Gelder, die dadurch "gespart" wurden, flossen in dunkle Kanäle. Als Sahnehäubchen wurden vor dem Beben derart illegal erbaute Häuser vom Präsidenten in einer Art Amnestie "legalisiert". Diese nachlässig gebauten Häuser fielen dann beim nächstbesten Erdbeben in sich zusammen und begruben ihre Bewohner unter sich.

 

 Jetzt, ein Jahr später sind die Aufräumarbeiten dieser Katastrophe kaum fortgeschritten, so dass die betroffenen Städte immer noch komplette Trümmerfelder sind und die Menschen weiterhin in Zelten hausen müssen. Auch das ist eine Folge der Korruption: Wieder versickern (Hilfs-)Gelder in undurchsichtigen Kanälen und es gibt kein Rechtssystem oder exekutives Organ, das bereit wäre, dies zu verhindern .

 

 

... lebendig und freudlos

 

Autoritäre Gesellschaften sind grau und freudlos. Wo Kreativität unterdrückt wird entsteht auch keine Lebensfreude. Es geht einfach nicht.

 

Ein Beweis dafür ist die Beantwortung der Frage: Wohin zieht es die meisten Flüchtlinge (aber auch die Touristen) dieser Welt? Weder nach Russland noch nach China offenkundig. Nach wie vor wollen die allermeisten in die USA oder nach Europa oder in andere eher demokratische Länder. Es ist die Hoffnung auf Freude, die die Menschen dazu treibt. Die meisten von ihnen kommen aus autoritär regierten Ländern.

 

"Freiheit" und "Freude" haben nicht umsonst den gleichen Wortstamm. Und es ist die Freude, die den Menschen Kraft gibt, nicht der Gehorsam. Freiheit ist ein Lebensgefühl.

 

 

... kooperativ und neidisch

 

Wenn mein Bruder (aus meiner Sicht) auf die schiefe Bahn geraten würde, dann würde ich alles tun, um ihm zu helfen. Ich würde die Gründe dafür suchen, dass es so gekommen ist, ich würde Weichen stellen, um ihm einen Ausweg zu bieten, ich würde ihn zu stärken versuchen, ich würde versuchen, ihm ein Vorbild zu sein, ich würde ihm zuhören. Was ich allerdings nicht tun würde: ihn verprügeln.

 

Genau das passiert aber gerade in Osteuropa: Das autoritäre Russland rechtfertigt seinen Angriff auf die Ukraine mit den "falschen" gesellschaftlichen Entwicklungen in der Ukraine während der letzten Jahre. Anstatt die Ukraine auf einem vermeintlich besseren Weg aktiv zu unterstützen, zerstört es sie mit Bomben.

 

Der wahre Grund ist dann vielmehr auch folgender: Putin und seine Gefolgschaft ertragen es nicht, dass die Ukraine auf ihrem eingeschlagenen demokratischen Weg erfolgreich ist. Wie ein Kind, das die schönere Sandburg des Nachbarkindes zerstören muss, so muss auch Russland diese Erfolge zerstören. Es ist klassischer Neid - und auch die Angst vor der Selbsterkenntnis, dass im eigenen Karree ein paar Dinge falsch laufen. Da wirft man lieber Bomben auf die Nachbarn.

 

 Exakt dasselbe sieht man übrigens auch im China-Taiwan-Konflikt: Das autoritäre Kontinentalchina kann nicht zulassen, dass das kleine Inselchina demokratisch und gleichzeitig so erfolgreich ist. Da geht es ums Prinzip. Am Ende könnte man ja gar nicht mehr behaupten, Demokratie sei "unchinesisch"...

 

 

... selbstbewusst und aggressiv

 

Wer frei ist, bezieht seine Lebensfreude aus sich selbst und muss keine Bomben auf seine Nachbarn werfen. Schon immer waren demokratische Gesellschaften vergleichsweise friedliche und produktive Gesellschaften.

 

Alle großen Kriege wurden von Autokraten begonnen, die keinem inneren Korrektiv, keiner Selbstreflexion Folge zu leisten bereit waren.

 

28.01.2024

Wahrheit

 

Passend zum letzten Eintrag:

 

 

21.01.2024

Verlogene Gesellschaften

 

Eine Gesellschaft, in der die Menschen gezwungen werden zu lügen, weil ihnen ansonsten Straflager oder andere Übel drohen, bedroht die seelische Gesundheit ihrer Mitglieder.

 

Warum?

 

Weil Menschen, die dauerhaft lügen (müssen), daran gehindert werden, Selbsterkenntnis zu erfahren und damit niemals in der Lage sein werden, ein Leben zu führen, das diesen Namen verdient. Es geht gar nicht anders.

 

Das hat schädliche Konsequenzen nicht nur für diese Menschen, sondern auch für ihre Mitmenschen und den Planeten als Ganzes. Derartige Gesellschaften töten die Kreativität ihrer Mitglieder. Sie werden grau, verknöchert und von Neid und Boshaftigkeit durchsetzt.

 

Irgendwann sterben diese Gesellschaften an ihrer inneren Fäulnis zwar ganz von alleine - haben bis dahin aber eine Menge Schaden angerichtet. Am Besten ist, sie entstehen erst gar nicht.

 

08.11.2023

Donald Trump, der Getriebene

 

Kürzlich stieß ich auf einen Artikel zum so genannten "Steele-Dossier", der mich sehr aufmerken ließ:

 

Darin trägt ein hochrangiger britischer Geheimdienstmitarbeiter interessante aber bislang nicht verifizierte Informationen zu Trumps Zusammenarbeit mit dem russischen Regime zusammen. Sehr kurz gefasst geht es dabei um die Möglichkeit, dass Trump, der sich in der Zeit vor 2016 aufgrund einiger Immobiliengeschäfte immer wieder mal in Moskau aufhielt, in irgendwelchen Hotelzimmern vom russischen Geheimdienst in kompromittierenden Situationen gefilmt oder fotografiert und im Anschluss damit unter Druck gesetzt wurde.

 

Als ich das las, fühlte ich eine Art Aha-Effekt. So, als würde sich ein Knoten lösen, als würden endlich gewisse Dinge an ihren richtigen Ort gerückt.

 

Tatsächlich fragte ich mich bereits zu Beginn von Trumps politischer Karriere, was das eigentlich für ein Mensch sei, der da plötzlich im Scheinwerferlicht herumturnte und sich vom Mob bejubeln ließ. Nichts an ihm wirkte echt. Noch nicht einmal seine Hautfarbe oder sein gespieltes Familienglück. Weiter sah ich, dass da einer eigentlich alle Möglichkeiten in der Hand hatte, um sich produktiv in die Welt einbringen zu können, der sich aber stattdessen plötzlich und ohne ersichtlichen Grund zum Hanswurst machte.

 

Er tat es, indem er durch die Verbreitung platter Unwahrheiten Menschen aufpeitschte, Agressionen schürte und Grundlagen des Miteinanders destruktiv anging - ohne selbst auch nur eine einzige konstruktive Idee einzubringen. Und noch wichtiger: Dieser Mensch kam mir eher vor wie ein Getriebener, wie jemand, der nicht aus eigenem, ernsthaften Antrieb handelt, der seinem eigenen inneren Kompass nicht folgt. Da sah ich einen manchmal großmäuligen, manchmal jammernden, verschwitzten alten Mann, der mit weinerlichem Tonfall und ständigen Wiederholungen der immer gleichen Unwahrheiten Stimmung zu erzeugen versuchte (und es auch bis zu einem gewissen Punkt schaffte).

 

Zu Beginn hatte ich sogar Mitleid mit ihm:

 

Er wirkte nicht wie jemand, der sich jemals für Politik interessiert hätte (außer vielleicht wenn es um persönliche Vorteilsnahme durch Ausnutzung eines korrupten Milieus ging) oder dem es auch nur im entferntesten daran gelegen wäre, die Welt zu verbessern. Seine Motivation ging nie über das  Eigeninteresse hinaus. Mehr noch: Er wirkte (und wirkt) völlig überfordert, wenn es um das Verständnis komplexer Zusammenhänge geht oder um den arbeitsintensiven Alltag eines Präsidenten. Man sah ihm seinen Unwillen geradezu an, wenn er damit konfrontiert wurde, dass die Welt mehr Differenzierungsvermögen und Fleiß erfordert, als er aufzubringen in der Lage war (und ist).

 

Vielmehr wirkte er wie ein nicht unsympathischer, etwas exzentrischer Opa, der sich am liebsten bequem in seinem Wurstigkeitsdasein tummeln und von wohlgeformten Blondinen anhimmeln lassen würde und dabei den großen Macher mimen könnte, ohne es zu sein. Leider wurde dieser Mensch ganz offensichtlich durch irgendeinen Zwang dazu getrieben, seine Lieblingsrolle zu verlassen und sich stattdessen in das Haifischbecken der Politik zu stürzen. Er wirkte stets so, als wüsste er ganz genau, dass er in dieser Rolle eigentlich am falschen Platz war, dass er aber nicht die Kraft aufbrachte oder die Möglichkeit hatte, sich davon zu befreien. Er wirkt(e) wie ein Gefangener, eine Marionette. Er tat mir bis zu einem gewissen Punkt leid.

 

Wie gesagt: Das sind die sehr intensiven subjektiven Eindrücke, die ich bereits im Jahre 2016 hatte.

 

Ich fragte mich dann seit jenem Zeitpunkt, was es denn eigentlich sein könnte, was diesen Irrläufer dazu brachte, derartig von Wahrheit und Aufrichtigkeit (sich selbst gegenüber) zu entfernen und kam dabei nur zu einer einzigen plausiblen Erklärung:

 

Wissend, dass Hr. Trump häufiger Geschäfte in Moskau getätigt hatte und wissend, dass er eine gewisse Vorliebe für osteuropäische Frauen hegt und weiter wissend, dass das Aufstellen von so genannten "Honigfallen" zum Standardrepertoire des Ex-Sowjetagenten Putin beim Umgang mit der russischen Opposition gehört (und natürlich auch mit anderen Feinden, denn davon hat er viele), kam ich dann genau zu der gleichen Schlussfolgerung, wie sie im genannten Steele-Dossier geschildert wird: Nämlich, dass Donald Trump in solch eine "honey-trap" gestolpert war und nun mehr oder weniger an den Schnüren Putins baumelt. Zwar sind all diese Dinge nicht bewiesen, aber nach wie vor sind sie für mich die plausibelste Erklärung für die wirren Vorgänge in den USA - bis hin zum versuchten Putsch am 6. Januar.

 

Zu sehen, dass es anscheinend auch außerhalb meiner eigenen subjektiven Welt Menschen gibt, die das Gleiche sehen und ausformulieren, lässt mich so etwas wie Satisfaktion verspüren:

 

Denn obwohl es viele Menschen gibt, die das Phänomen Trump völlig anders einschätzen als ich und obwohl ich mich bisweilen sogar von solchen Menschen entfernen musste, weil ich diese Verlogenheit einfach nicht mehr ertragen konnte, ist es doch so, dass ich mit meiner Gewissheit bzw. Meinung zu diesem Thema nicht alleine bin.

 

Das lässt mich etwas besser fühlen - wiewohl es natürlich nichts an dem Trauerspiel um Donald Trump ändert.

 

P.S. Und es würde mich nicht wundern, wenn auch Gerhard Schröder auf Putins "Kompromat"-Liste stünde. Aber auch das ist nur ein subjektiver Verdacht meinerseits.

 

23.10.2023

Schlüsselmoment

 

Ich sitze im Café an einer meiner Lieblingsstraßen im Stadtteil. Es ist fast ganz leer, hat sehr hohe Decken und dunkel gehaltene Wände. Die Fenster sind riesig und bewirken den Eindruck, ich säße im Freien. Dort ist ein buntes entspanntes Treiben. Ich fühle mich angekommen.

 

09.10.2023

Pflanzen

 

Pflanzen sind die perfekten Stoiker: Sie sind durchweg produktiv, stellen sich den Bedingungen des Lebens ohne zu meckern, machen das Beste aus ihrer Situation und ziehen im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihr Ding durch, ohne sich durch äußeres Geschrei beirren zu lassen.

 

Die Beschäftigung mit Pflanzen bewirkt dann auch genau das in mir: mehr Verständnis für eine Haltung zum Leben, die diesen Namen verdient. Ich kann zwar nur für mich reden, aber ich denke, dass es vielen Menschen so geht, dass sie sich wohl fühlen, sobald sie in Kontakt mit der Pflanzenwelt kommen: Im Inneren fühlt man sich dem eigentlichen Sinn des Daseins näher – und damit glücklicher.

 

29.09.2023

Lebenstraining

 

Im Nachklang zu den Veränderungen der vergangenen Monate wächst in mir ein ganz bestimmter Eindruck oder eine ganz bestimmte Erkenntnis, die ich als überraschend und auch äußerst belebend finde:

 

Über Jahrzehnte habe ich offensichtlich ganz bestimmten Grundsätzen oder Zielen folgend gelebt. Als Grundessenz dieser Ziele könnte man das Bedürfnis nennen, das Leben möglichst ganz zu erfassen und zu verstehen - und es entsprechend auch sinnvoller leben zu können. Daraus ergab sich dann konsequenterweise die Notwendigkeit, möglichst frei im Geiste und offen für dieses Leben zu sein.

 

In der Praxis bemühte ich mich dann um gewisse"spirituelle Schulungen" oder "philosophische Prinzipien" mit ihren jeweiligen "praktischen Übungen", die mir dabei helfen sollten, frei im Geiste und fit im Leben zu bleiben. So wie eine Art Lebenstraining.

 

Es handelte sich dabei aber durchaus nicht um ein angestrengtes oder verbissenes Training, sondern eher um ein freudiges, spielerisches. Deshalb hielt ich diese Dinge und ihre Verfolgung auch für "echt" und "natürlich" - und zwar aus dem ganz tiefsten Inneren entspringend, das sich dadurch gestärkt und (an)erkannt fühlen konnte.

 

Nun mal ganz abgesehen davon, dass sich manche dieser "spirituellen Schulen" als Veranstaltungen irgendwelcher korrupter Dünnbrettbohrer herausstellten, die Spiritualität und Philosophie als Netz benutzen, um damit ernsthaft bemühte und fragende Menschen einzufangen und für irgendwelche verbrecherischen oder zumindest höchst zweifelhafte Ziele einzuspannen (auch diese Realität zu erkennen, ist ein nützlicher Teil der Schulung und es auszusprechen soll keine Klage sein!):

 

Viel wichtiger ist für mich nun die Erkenntnis oder das Gefühl, dass alles, was in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten passierte und für "echt" wahrgenommen wurde, lediglich die Vorbereitung auf das ist bzw. war, was sich nun im Jetzt zeigt.

 

Dinge, die ich früher als ganz weit von mir entfernt wähnte, sind nun zu meinem Lebensalltag geworden - und mein vergangenes Leben erscheint mir da so, als wäre es eine Sache, die ich erleben musste, um davon gesättigt zu sein und nun offen für etwas anderes sein zu können. Und dieses Andere kann ich womöglich erst vor diesem Hintergrund (diesem "Training") wirklich genießen und als bereichernd wahrnehmen. Andernfalls hätte ich womöglich immer das Gefühl mit mir herumgetragen, etwas verpasst zu haben.

 

Und das ist dann wohl auch die Quintessenz:

Mit dieser Erfahrung merke ich, dass gar nichts verpasst werden kann, weil sowieso alles genau da hin fließt, wo es hingehört. Die verschiedenen Erlebnisse, Höhepunkte, Enttäuschungen, Übungen usw., die die Vergangenheit  in der Erinnerung ausmachen, sind die einzelnen Felsen, die den Lauf des Baches ins Tal markieren. Bei jedem dieser Hindernisse rauscht der Bach - aber er wird nicht aufgehalten.

Auch die beim erwähnten "Training" empfundene Echtheit (einer Idee, eines Erlebnisses, eines Austausches, einer Übung, einer Auseinandersetzung usw.) ist notwendig und muss genau als das, als echt, wahrgenommen werden, damit dieses Training seinen Zweck erfüllen kann - nämlich den, den Bach dahin fließen zu lassen, wo er hingehört.

 

02.07.2023

Recherchen

 

Nach einer Nachrichtensendung und einem darauffolgenden Krimi am gestrigen frühen Abend überfiel mich ein geradezu körperliches Unwohlsein hinsichtlich der passiven Aufnahme von Informationen, Stimmungen und Meinungen, die nicht von mir selbst sondern aus der Glotze bzw. dem Computer stammen.

 

 Anstatt mich also medial berieseln zu lassen, ließ ich mich auf den plötzlichen Impuls ein, mich recherchierend mit einem naturwissenschaftlich-technischen Thema auseinanderzusetzen, von dem ich zwar schon gehört, das ich aber bislang nicht verstanden hatte.

 

Im gleichen Maße, wie sich im Zuge dieser Recherchen ein gewisses Verständnis ergab, stellte sich auch das befriedigende Gefühl ein, etwas „richtiges“ gemacht zu haben.

 

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass ich dabei auf Kenntnisse zurückgreifen konnte/musste, die ich mir vor etwa 35 Jahren im Zuge meines Studiums aneignen musste, die ich bislang aber nie benötigt hatte und von denen ich immer gedacht hatte, sie gehörten in die Rubrik „überflüssiges Fachidiotenwissen“.

 

02.04.2023

Lehre

 

Die ganz wichtige Lehre, die ich aus den Auseinandersetzungen der letzten Tage ziehen kann, ist die, mich nicht auf einer persönlich-emotionalen Ebene in irgendwelche fremden Befindlichkeiten hineinziehen zu lassen. Nicht nur, weil es in der Sache nicht weiter führt, sondern vor Allem, weil ich mich dabei selbst aus den Augen und somit meine Selbstachtung verlieren würde.

 

Diese zugegebenermaßen schwierigen aber eben auch selbst verschuldeten Umstände  anderer Leute sind nicht die meinen - auch wenn es sich um nahestehende Menschen handelt. Es passiert immer wieder, dass diese Leute versuchen, durch Vorwürfe, Anschuldigungen, Jammereien und Unterstellungen ein schlechtes Gewissen in mir zu erzeugen. Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Ich helfe gerne - aber nicht, wenn derselbe Fehler immer und immer wieder zu diesen unglücklichen Umständen führt und wenn alle Ratschläge in den Wind geschlagen werden.

 

Letztendlich ist das Ganze eine Strategie dieser Leute zur Durchsetzung ihrer eigenen Wünsche, ohne selbst etwas beizusteuern - und sei es, indem etwas aus einer Sache gelernt und eine Veränderung eingeleitet wird.

 

Es geht in Wirklichkeit um Manipulation, nicht um Not.

 

16.02.2023

Umgang mit Möglichkeiten

 

In dieser wichtigen Angelegenheit bieten sich genau zwei Lösungsmöglichkeiten an, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Und dennoch könnte ich gut mit jeder von ihnen leben, könnte mich sogar für jede von ihnen begeistern. Welche aber nun am Ende wahr wird, entscheide leider nicht ich, sondern gewisse andere Umstände, die ich nicht beeinflussen kann. Ich sitze buchstäblich zwischen zwei Stühlen und muss dort abwarten, was passiert.

 

Ich fühle mich wie gelähmt oder gefesselt.

 

Gefragt ist jetzt meine Fähigkeit zur Akzeptanz der Dinge. Ich könnte es auch Geduld oder Gelassenheit nennen. Beide sind meine Stärke nicht, halte ich mein Leben doch gerne unter Kontrolle und beeinflusse es aktiv soweit ich kann. Gerät etwas außer meiner Kontrolle werde ich unruhig oder eben traurig. Womöglich rührt hier also jenes Gefühl der Traurigkeit her, das ich in den letzten Tagen wiederholt wahrnahm.

 

01.09.2022

Verhaltensweise

 

Nüchtern betrachtet benimmt sich das Putinsche Russland im Hinblick auf die Ukraine wie ein Mann, der sich im Recht sieht, seine Frau oder Freundin zu verprügeln weil sie fremd gegangen ist.

 

Da geht es um irregeleiteten Besitzanspruch, Machtmissbrauch, Rachsucht, gekränkte Eitelkeit, mangelndes Selbstwertgefühl, Respektlosigkeit, Neid. Kurzum: um Eifersucht.

 

Es mag jeder für sich selbst entscheiden, wie sympathisch er das findet.

 

 

30.07.2022

Lebensfreude

 

Die Beschäftigung mit vermeintlich "kleinen" und "unwichtigen" Dingen ist der Quell bzw. die Voraussetzung für die Fähigkeit sich dann auch mit den großen, wichtigen Problemen des Lebens auseinanderzusetzen.

 

Es handelt sich z.B. um fröhliche, auch oberflächliche Begegnungen mit Menschen, um die Wertschätzung guten Essens, um beflügelnde Spaziergänge durch die Stadt, um einen spannenden Kinofilm usw. usf.. Solche Dinge geben mir Lebensfreude und damit Kraft.

 

Nicht wenige Menschen (und ich selbst gehörte auch einmal dazu) schauen auf derartige Dinge verächtlich herab, weil sie sich selbst für überaus wichtig halten und sich deshalb lieber um "wichtige" Dinge kümmern. Am liebsten 24 Stunden am Tag beschäftigen sie sich mit Weltuntergängen, großen Katastrophen, Verschwörungen und kosmischen Entwicklungen.

 

Solcherlei Tun macht aber eher verwirrt, ausgebrannt, deprimiert und am Ende komplett kraftlos - schon alleine deshalb, weil die kleinen Freuden immer im Hier und Jetzt stattfinden. Die großen Probleme (die es ja durchaus gibt) tun das eher selten.

 

Inzwischen weiß ich auch, dass wer sich fast den ganzen Tag an den kleinen Dingen des Lebens erfreut, und sich nur für eine Stunde mit den großen Problemen beschäftigt, am Ende auch bei den letzteren mehr konstruktive Wirkung zustande bringt als der, der 24 Stunden lang die Probleme der Welt wälzt und dabei kontinuierlich ausbrennt.

 

 

28.07.2022

Gemeinsamer Nenner

 

Der gemeinsame Nenner aller Menschen - egal wie unterschiedlich ihre Meinungen, Temperamente, äußeren Umstände usw. auch sein mögen - ist die Vernunft.

 

Eigentlich sollte man aber besser sagen: Es ist die prinzipiell vorhandene Fähigkeit zum Gebrauch der Vernunft. Denn genauso wie ein Muskel durch Übungen trainiert und ausgebildet wird, ist auch die Fähigkeit zum Gebrauch der Vernunft eine Anlage, die geübt und gestärkt werden kann und soll.

 

Der Wille zur Ausbildung dieser Fähigkeit ist aber bei unterschiedlichen Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt, denn er fordert Anstrengung, Respekt und die Hinterfragung liebgewordener Positionen. Da hört dann allzu häufig die Gemeinsamkeit auf.

 

17.06.2022

Veränderungen

 

Die Vorgänge rund um das Aquarium und jene in D.´s Leben - die zwangsläufig und aus sachlichen Gründen auch mich etwas angehen - haben eines gemeinsam:

Eine durchgreifende Veränderung wird nicht durch offensives Handeln herbeigeführt sondern durch eine bewusste Austrocknung unguter Entwicklungen.

Auch in mir selbst gibt es ein paar Dinge, die ich auf diese Weise angehen soll und werde. Immer wieder neige ich dazu, durch ein "Mehr" ein "Weniger" erreichen zu wollen. Das ist natürlich Unsinn.

 

30.04.2022

Hilfsmittel

 

Meistens brauche ich keine Lesebrille, es sei denn die Schrift ist sehr klein oder die Beleuchtung schlecht. Am ehesten brauche ich sie, wenn ich meine eigene Handschrift lesen muss.

 

22.04.2022

Falschgold

 

Eine Zeit lang hatte ich mich sehr darüber geärgert, einem "Lehrer" gefolgt zu sein, der sich mehr und mehr als falsch herausstellte. Diese Gewissheit rührte daher, dass er ständig und massiv gegen selbst eingeforderte Prinzipien verstieß bzw. verstößt, etwa das Gebot, Lügen zu meiden oder die Maßgabe des "Guten Haushälters" oder die Bestrebung, sich im Hier und Jetzt zu befinden und nicht in einer künstlichen vom Verstand erschaffenen Scheinwelt. Auch sein Lachen war mir zunehmend als aufgesetzt oder höhnisch oder sarkastisch aufgefallen, nie als echt, herzlich oder befreiend .

 

Zudem stellten sich manche seiner Lehren sogar in der platten Form oder Begrifflichkeit als schlichtweg abgekupfert heraus, ohne dass seine Interpretation dieser Dinge oder Ideen in irgendeiner Weise weiterführender oder "echter" gewesen wäre, sondern ganz im Gegenteil: Sie wurden offensichtlich als Deckmäntelchen vermeintlicher Weisheit hergenommen.

 

Kurzum: Da blätterte viel Lack ab.

 

 Zunächst stiftete das alles zunehmend Verwirrung in mir, die nach und nach auch meine Bereitschaft unterminierte diesem Menschen zu folgen bzw. ihm zu glauben. Stattdessen wich diese Verwirrung zunehmend der Gewissheit, dass es sich hier um eine vorgetäuschte Unternehmung handelte, bzw. dass hier eine Instrumentalisierung unter der Vortäuschung falscher Tatsachen stattfand (und noch stattfindet, aber nicht für mich). Eine Instrumentalisierung für andere Zwecke, die ich hier nicht weiter ausführen muss, die aber im zeitgeistigen Kontext der Meinungsmanipulation und Propaganda zu finden ist.

 

So weit, so gut, so schade. Schade vor allem deshalb, weil dadurch in mir die Suche nach Selbsterkenntnis unterminiert wurde, indem sich in mir mehr oder weniger automatisch die Schlussfolgerung herausbildete, dass jegliche Beschäftigung mit diesem Thema ein Fehler und Energieverschwendung sei.

 

Nun, mit der eher zufällig erfolgten Beschäftigung mit einer "anderen" Weisheitsschule bemerke ich, dass ich da das Kind mit dem Bade auschütte. Denn nach wie vor gilt der Satz: Falschgold gibt es vor allem deshalb, weil es auch echtes Gold gibt. Und sogar Falschgold mag einen Sinn haben, der darin besteht, dass es den Glauben an Werte aufrecht zu halten vermag - und sei es auch nur für begrenzte Zeit. Ein bisschen wie die Mohrrübe, die vor den Esel gehalten wird, damit er läuft.

 

Und mehr noch: Ein Weisheits- oder spiritueller Lehrer kann letzten Endes immer nur Falschgold sein. Es geht ja auch gar nicht anders. Denn das, was er da lehren möchte oder soll oder kann ist in Wirklichkeit nur im Schüler zu finden und nicht im Lehrer.

 

Falschgold ist also immer nur dann im Spiel, wenn ich mehr auf den Lehrer als auf mich selbst vertraue.

 

27.08.2021

Mir selbst gut tun

 

Nachdem die letzten Wochen und Monate sowohl im Privaten als auch im Beruf, ständig meine Aufmerksamkeit auf die Probleme und Ansprüche anderer Menschen gerichtet war, entdecke ich nun wieder die Wohltat, die es bereitet, mich um meine eigenen Belange kümmern zu können.

 

Das war schon am letzten Wochenende so, als ich spontan einen Großputz in der Wohnung veranstaltete und im Anschluss daran ein starkes Wohlgefühl verspürte - nicht nur, weil nun irgendwelche Ecken zum ersten Mal seit Jahren staubfrei waren, sondern vor allem wegen der Tatsache, dass ich etwas für mich getan hatte.

 

Ebenso erging es mir heute, als ich eine ebenso spontane Einkaufsrunde drehte und endlich ein paar dringend benötigte Kleidungsstücke nachkaufte und die alten dafür entsorgte. Auch hier verspürte ich das Wohlgefühl, endlich etwas für mich getan zu haben.

 

In diesem Zuge verstand bzw. verstehe ich auch ganz klar: Dieses Wohlgefühl ist nichts "eigenes", nichts "substanzhaftes" sondern es ist einfach nur die Abwesenheit von einem bestimmten Unwohlsein - weshalb ich dieses Wohlgefühl auch am ehesten als Leichtigkeit beschreiben würde.

 

Woher kommt aber dieses Unwohlsein? Was ist es, das dieser Leichtigkeit entgegensteht?

 

Heute wurde mir dann glasklar, dass es in seinem Kern darin besteht, dass ich meine Aufmerksamkeit auf Dinge lenke, die nicht wirklich die meinen sind. Das können Dinge des Privatlebens sein oder des Berufes, aber auch völlig andere "Aufmerksamkeitssauger" in meinem Alltag.  Tatsächlich ist dieses Gefühl viel weiter (in meinem Leben) verbreitet, als ich mir jemals hätte vorstellen können.

 

So steht mir heute auch ganz klar vor Augen, dass dieses Unwohlsein etwa auch dann auftritt, wenn ich mich mit irgendwelchen Internetseiten beschäftige, die irgendwelche politischen Wahrheiten oder Unwahrheiten proklamieren - stets mit allergrößter Vehemenz und völlig frei von jeglichem Selbstzweifel. Das sind etwa Seiten, in denen gegen Impfungen gewettert wird, der menschengemachte Klimawandel geleugnet wird oder das demokratische System an sich in Frage gestellt und eine neue Verfassung gefordert wird.

 

Ich sehe dann immer die Leute vor mir, die diese Seiten produzieren, und verspüre in mir sogleich ein geradezu körperliches Unwohlsein, ja eine greifbare Übelkeit - einfach deshalb, weil mir diese Menschen wie in einem Hamsterrad der Manipulation, der materiellen Zwänge (die meisten verkaufen sich ja für Geld), der Verkopfung und Selbstaufopferung gefangen zu sein scheinen und wohl auch sind. Der Blick auf diese Leute erzeugt dann in mir als direkte Reaktion eine Art Mitleid oder besser: Mitgefühl, das meine Aufmerksamkeit von mir selbst abzieht. So in etwa wie wenn ich einen schwer kranken Menschen sehe, ohne ihm helfen zu können und mich deshalb dennoch schlecht fühle.

 

Mal abgesehen davon, dass das wahrscheinlich auch genau der Sinn dieser Seiten ist: die Aufmerksamkeit der Menschen zu rauben und auf sich zu lenken, so geht es dort um Dinge, die für mich selbst noch nicht einmal thematisch wirklich wichtig sind, die mir aber trotzdem Energie abzapfen.

 

Bsp.: Thema "Impfung":

Wer sich nicht impfen lassen will soll es eben bleibenlassen. Wo ist das Problem? Jeder muss dann aber auch die Konsequenzen für sein eigenes Tun tragen. Das ist aber auch schon alles. Weitere Diskussionen erübrigen sich und sind reine Energieverschwendung - und genau diese Energieverschwendung ist es dann auch, die das Unwohlsein erzeugt (hatte).

 

Und wer dann noch im Zuge dieser Diskussionen einen Systemwechsel fordert, das ganze mit dem so genannten "3. Reich" vergleicht und Impfpässe mit Judensternen vergleicht, der dokumentiert damit entweder seine bodenlose Dummheit oder seine Bösartigkeit. Und auch das ist ein Trick der Aufmerksamkeitssaugmaschine: Dummheit und Bösartigkeit regen mich auf, ja,  machen mich sogar wütend - womit in mir dann auch genau das passiert, was diese Seiten  in Wirklichkeit bezwecken wollen. Man nennt das Provokation.

 

Das aber einmal durchschaut zu haben macht mich immun gegen das Dummgeschwätz. Es ist wie eine Impfung.

 

Das heutige Wohlgefühl ist dann eben auch auf ein Mehr an eigener Energie zurückzuführen, die unter anderem auch daher rührt, diesen Zusammenhang für mich verstanden zu haben.

 

19.06.2021

Meinungskampagnen

 

Sehr passend zu meinem Eintrag vom 25.05.:

 

Vor kurzem berichteten verschiedene Blogger, sie wären von Unbekannten angeschrieben worden, um gegen Geld gewisse Meinungen über Impstoffe, besser: gegen Impfstoffe zu verbreiten.

 

Wirklich verwundern tut mich das nicht, aber es beweist, dass das, was im so genannten "freien Netz" abläuft, alles andere als frei ist. Es offenbart genau das, was ich schon seit langem fühle und sehe. Da laufen groß angelegte und mit viel Geld unterfütterte Kampagnen ungewisser Provenienz, um gewisse Meinungen unters Volk zu bringen. Das Thema ist da fast egal: allen diesen Kampagnen ist lediglich die Absicht gemeinsam, mit Unwahrheiten Unruhe stiften und Misstrauen zu säen. Zumeist wird da eine absurde Behauptung auf vielen thematisch höchst unterschiedlichen Bloggerseiten veröffentlicht, die sich dann gegenseitig verlinken. Auf diese Weise soll dann der Eindruck erweckt werden, diese Meinung sei gut fundiert - dabei ist sie nichts als geistige Inzucht.

 

Hinterfragt man die dort verbreiteten Aussagen, dann zeigt sich schnell, dass es hier um etwas ganz anderes geht. 

 

Die jüngste Sau, die da gerade durchs Dorf getrieben wird, ist die Behauptung, Covid19-Impfstoffe enthielten Nanopartikel und seien deshalb gefährlich.

 

Dazu soviel: Der Begriff "Nanopartikel" bezeichnet lediglich die Größe der Partikel, sagt aber gar nichts über deren Qualität/chemische Zusammensetzung aus. Auch Puderzucker könnte man als Nanopartikel bezeichnen, wenn er nur feinkörnig genug ist.

 

Problematisch sind Nanopartikel, die aus nicht löslichen mineralischen Stoffen bestehen, etwa Titandioxid, Siliciumdioxid, Erdalkaliphosphate, die sich im Körper anreichern können (ähnlich wie Asbest) und dann im Laufe der Zeit im Körper schaden anrichten können. Solche Partuikel werden tonnenweise irgendwelchen Tomatensaucen, Zahnpasten und Lederpflegemitteln beigemischt - ohne dass sich irgendjemand im Netz darüber aufregen würde.

 

Die "Nanopartikel" in den Impfstoffen sind einfache Lipide (fettähnliche Stoffe), die vom Körper metabolisiert werden und die nicht zu derartigen Anreicherungsprozessen führen können. Diese so genannten LNP dienen der Umhüllung der Impfstoffmoleküle und ihrem Transport in die Zelle und sind nichts anderes als eine dünne Membran, wie sie jede Zelle im Körper und jede Organelle in jeder Zelle bereits besitzt. Sie werden auch anderswo in der Pharma- und Kosmetikindustrie völlig problemlos als Trägermaterialien eingesetzt. Und auch hier regt sich das sich selbst als "frei denkend" bezeichnende Netz - zu Recht - nicht darüber auf.

 

(Ich selbst bin übrigens heilfroh, dass ich inzwischen geimpft bin und kann es jedem nur empfehlen!)

 

Interessant ist aber das Phänomen dieser Blogger ("Influencer", selbst ernannte "Journalisten") selbst, die sich nicht entblöden, Lügen unters Volk zu bringen, ohne selbst zu den Inhalten zu recherchieren, die sie da weiter verbreiten. Dass sie von dem Geld abhängig sind, das sie von diesen Kampagnenmachern zugesteckt bekommen, ist offensichtlich - sonst täten sie es wahrscheinlich nicht. Man könnte sie mit guter Begründung  "Meinungsprostituierte" nennen.

 

Anscheinend haben diese Leute keinen anständigen Beruf gelernt, mit dem sie ihren Lebensunterhalt redlich bestreiten könnten und sind deshalb auf das Verbreiten von Lügen gegen Geld angewiesen. Sie tun mir leid, denn sie sind unfrei. Und unfreier Journalismus besitzt keine Qualität.

 

28.05.2021

Frühling

 

 

25.05.2021

Manipulation durch Pseudowissenschaft

 

Derzeit kann man in den so genannten "freien Medien" schön beobachten, wie Wahrheiten mit Hilfe von Pseudowissenschaft gezielt verdreht werden um eine bestimmte Botschaft oder Meinung zu transportieren. Dabei geht es immer um die Diskreditierung von Faktizität und damit um Realitätsverleugnung.
Leute, die so etwas tun, missbrauchen Wissenschaft.
Leute, die ihnen glauben, haben nicht verstanden, wozu Wissenschaft da ist:

 

Denn: Alle großen wissenschaftlichen Leistungen führten stets dazu, eine vermeintlich komplizierte Sache (etwa die Wanderung der Planeten am Nachthimmel - um ein Beispiel zu nennen) anhand einer neuen Erkenntnis (nämlich der, dass die Sonne das Zentralgestirn ist und nicht die Erde - um beim Beispiel zu bleiben) in einen Zusammenhang zu setzen und verständlich zu machen. Kurzum: Wissenschaft in ihrer besten Form ist stets Zusammenführung und Vereinfachung. Eine - zumal mutwillige -Verkomplizierung ist das Gegenteil von Wissenschaft.

 

Vor diesem Hintergrund nehmen sich Publikationen wie jene eines Hervé Seligmann aus Israel wie Hohn aus! Er behauptet darin, dass die Mortalität von Covid-Geimpften um das 14,6- bis 260-fache (je nach betrachteter Altersgruppe und betrachtetem Zeitraum) in der Zeit nach der Impfung gesteigert ist, und stellt damit den Sinn von Impfungen in Frage.

 

Er "belegt" diese These aber leider mit Zahlenkolonnen, die nicht sinnvoll in Beziehung gesetzt werden können (und auch nicht werden), weil sie völlig unterschiedliche Zeitpunkte und -Räume betreffen, die aber so unverständlich und wirr daherkommen, dass er sich keine Sorgen machen muss, dass irgendwer jemals auf die Idee kommen könnte, das ernsthaft zu überprüfen. Und falls doch, dann würde der, der es versuchen würde, bei diesem Versuch garantiert dem Wahnsinn verfallen.

 

Da nimmt es dann auch nicht Wunder, dass dieser Artikel zwar sehr oft im Netz zitiert wird (zum Teil sogar mit den gleichen Rechtschreibfehlern) aber nicht allzu oft hinterfragt. Anscheinend geht es stets nur um die Verbreitung einer ideologisch motivierten Botschaft - wissenschaftlich verbrämt. Da plappert einer dem anderen pseudoschlau nach.

 

Die Exzellenz guter Wissenschaft liegt aber, wie gesagt, stets in der Klarheit ihrer Beweisführung, nicht in dem, was andere darin zu sehen wünschen. Es geht um gesunden Menschenverstand, nicht um die  Anhäufung wirrer Zahlen und Stimmungsmache!

 

Und in diesem Falle finde ich folgende überschlagsmäßige Überprüfung der genannten These immer noch wesentlich überzeugender als Hr. Seligmanns Auslassungen:

(die dafür benötigten Daten können leicht zugänglichen Quellen entnommen werden, etwa statista.com oder worldometers.info) 

  • Die normale Mortalitätsrate (also ohne Corona bzw. entsprechende Impfungen) wird weltweit mit ca. 0,8% pro Jahr angegeben. Da ich in diesem Überschlag lediglich die ersten 5 Monate dieses Jahres berücksichtige, ergibt sich heruntergerechnet eine fünfmonatige Rate von ca. 0,3%.

  •  

  • Die Anzahl der verabreichten Impfdosen seit Jahresbeginn liegt bei etwa 1,7 Milliarden. Unter Berücksichtigung von Erst- und Zweitimpfung ergibt sich vernünftigerweise und konservativ gerechnet eine Zahl von etwa 1 Milliarde geimpfter Menschen.

  •  

  • Nimmt man von Hr. Seligmanns angegebenen Mortalitätssteigerungsfaktoren den niedrigsten, also 14,6, dann ergibt  sich eine neue, durch Impfungen erhöhte fünfmonatige Mortalitätsrate von 0,3 % · 14,6 = 4,38 %.

  •  

  • Wendet man diese Rate auf die Anzahl der Geimpften (1Mrd.) an, dann ergibt sich eine Zahl von ca. 44 Millionen durch Impfschäden Verstorbenen.

  •  

  •  Tatsächlich sind  in diesem Zeitraum aber auf der ganzen Welt lediglich  insgesamt 24 Millionen Menschen verstorben, wobei allerdings schon sämtliche Todesarten miteinberechnet sind, auch jene, die mit Corona und Corona-Impfungen garantiert gar nichts zu tun haben - inklusive Blitzschläge und Unfälle beim Sexspiel.

Nach Hr. Seligmanns Theorie und sogar unter Berücksichtigung ihrer harmlosesten Variante (Faktor 14,6) wären also fast doppelt so viele impfbedingte Todesfälle  zu erwarten gewesen, wie Menschen insgesamt auf dem Planeten verstorben sind.

 

Irgendetwas stimmt an Hr. Seligmanns Theorie also offensichtlich so gar nicht!

 

Die Erkenntnis: Herr Seligmann täuscht vorsätzlich sein Publikum.
Seine Methode ist die der Hütchenspieler: die Stiftung von Verwirrung.

Seine Motivation? Ganz bestimmt keine aufrechte!

 

Wie eingangs gesagt ist für mich der springende Punkt hier aber gar nicht so sehr die Sache mit den Impfungen an sich. Es geht mir vielmehr darum, dass man hier ein Schulbeispiel von Manipulation durch wissenschaftlich verbrämten Quatsch bestaunen kann.

 

Und zu solchen Fällen kann man eigentlich nur noch sagen: Wer´s glaubt wird selig, Mann!

 

21.05.2021

Innehalten

 

Es ist ein Phänomen, das ich schon oft erlebte, und auf das ich dann trotzdem immer wieder hereinfalle, wenn es wieder so weit ist:

 

Habe ich mir eine Zeit lang eine bestimte Sache sehnlich gewünscht oder mich für ein bestimmtes Ziel angestrengt, dann passiert es stets, dass ein Gefühl von Leere, Sinnlosigkeit und sogar von Traurigkeit eintritt, wenn dieses Ziel erreicht, dieser Wunsch erfüllt ist. Meist geht es dabei um größere Dinge, wie wichtige Prüfungen oder tiefgreifende Veränderungen im Leben. Wichtig ist, dass diese Dinge mit einer gewissen Hingabe ersehnt oder angestrebt werden.

Das erwähnte Gefühl tritt dann nicht sofort ein: Zunächst belohnt mich mein Verstand mit einem euphorischen Gefühl der Befreiung, das aber zumeist nicht besonders lange anhält. Seine Ursache ist als Energiephänomen zu verstehen: Energie, die bis eben noch auf dieses Ziel fokussiert war, wird nun plötzlich freigesetzt und als Euphorie erzeugender Überschuss wahrgenommen.

 

Dieser Zustand dauert allerdings nicht besonders lange an: Recht schnell wird er durch die Leere abgelöst, von der ich hier spreche. Dann geht der Tonus meines Körpers herunter, nimmt die Lustlosigkeit zu, und was vorher geheimnisvoll und anregend war, ist plötzlich langweilig und inhaltsleer. Es ist dann, als würde ich in der Luft hängen und es wäre der gesamten Welt völlig egal, dass ich da herum hänge.

 

An diesem Punkt gibt es nun zwei Möglichkeiten:

 

Die erste besteht darin, mich auf irgendeine vermeintlich spannende Aktivität einzulassen, die mich von dieser Leere ablenkt. Diesen Weg bin ich selbst in der Vergangenheit häufig gegangen und es ist auch der Weg, den ich bei den meisten Menschen in gleicher Lage beobachten kann: nach dem großen, von allen applaudierten Erfolg in der Arbeit wird als Ablenkung ein besonders hoher Berg erklommen, eine wilde Kneipentour unternommen oder mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug gesprungen. Endlich wieder das Leben spüren!

 

Die zweite Möglichkeit ist die, die ich immer mehr als die richtige wahrnehme:

 

Eine Anstrengung, zumal eine Anstrengung über einen langen Zeitraum auf ein bestimmtes Ziel hin ist immer eine Einengung. Das ergibt sich aus der Sache selbst: Von der begrenzten Menge an Aufmerksamkeitsenergie, über die ich verfüge, wird ein erheblicher Teil für "das Ziel" eingesetzt. Der verbleibende Rest wird für die übrigen alltäglichen Verrichtungen benötigt. Da bleibt dann nicht mehr viel übrig und der Horizont wird kürzer!

 

Steht nun wieder mehr Aufmerksamkeitsenergie zur Verfügung, dann ist im besten Falle der erste Schritt der, diese Energie als solche überhaupt wahrzunehmen und wieder lernen, mit ihr umzugehen. Dafür benötigt es Geduld und die Fähigkeit, die zunächst eingetretene Ratlosigkeit zu ertragen und nicht als lästig abzutun und in Ablenkungen zu ersticken.

 

Es ist wie bei einem Insekt, das gerade aus seiner Puppe gekrochen ist: Zunächst hockt es verdattert da mit völlig deformierten und verhutzelten Flügeln und irgendwie so, als wüsste es nicht, in welche U-Bahn es steigen soll. Es hält inne. In dieser Zeit straffen sich seine Flügel, es probiert seine Beine aus, summt ein bisschen mit den Flügeln - und fliegt plötzlich von dannen ohne scheinbar auch nur den geringsten Zweifel darüber zu haben, wohin die Reise gehen soll!

 

Wenn ich neue Energie zugeführt bekomme, dann ist es sinnvoll, mich erst einmal zu strecken und mich selbst wahrzunehmen, bevor ich mich auf ein neues Ziel stürze oder einem neuen Wunsch Raum lasse. Im Idealfall dehne ich diesen Moment so lange aus, dass er zum Normalzustand wird. Warum soll das ideal sein? Weil es genau dieser Moment ist, der mich dazu befähigt, nicht von Ablenkungen "gefressen" zu werden. Es ist genau dieser Zustand, der Einschau ermöglicht.

 

12.05.2021

Herzenskälte und Herzenswärme

 

Wie unterscheide ich Herzenskälte von Herzenswärme?

 

Ich wusste es instinktiv immer, doch war es mir selten so klar wie in diesen Tagen anhand verschiedener erlebter Beispiele: zumindest am Lachen kann ich klar erkennen, ob ich es mit Kälte oder Wärme zu tun habe - sowohl bei mir selbst als auch bei anderen.

 

Herzenskaltes Lachen lacht stets über andere oder versucht sie zu beeinflussen. Ich erkenne es an seiner trockenen, aufgesetzen Melodie. Häufig wird es als Instrument eingesetzt, um die eigenen Positionen/Glaubenssätze/Botschaften seinem Gegenüber unterzujubeln. Es wird als Waffe eingesetzt indem Lockerheit vorgetäuscht wird. Herzenskaltes Lachen ist immer das höhnische Lachen des vermeintlich Wissenden - und ist damit ein Zeichen von Selbstvergessenheit.

 

Herzenswärme lacht immer über sich selbst. Selbst dann, wenn der herzenswarme Mensch über einen Witz lacht, der scheinbar gar nichts mit ihm selbst zu tun hat: sein Lachen ist ein Produkt der Fähigkeit, sich selbst als Teil der geschilderten Situation zu sehen und dabei Zeuge der eigenen möglichen (absurden) Verhaltensweisen zu sein. Herzenswarmes Lachen ist immer ein Ausdruck von Erstaunen über sich selbst. Damit ist es ein Akt der Selbsterkenntnis.

 

01.05.2021

Sozialismus

 

Mich erstaunt immer wieder, wie manche Menschen das Wort "Sozialismus" verwenden: Stets geschieht das in einem ganz bestimmten Tonfall, der Grusel oder Angst verbreiten soll. Und stets wird dabei das Einvernehmen vorausgesetzt, die Verwerflichkeit des Sozialismus müsse gar nicht mehr inhaltlich hinterfragt werden. Stattdessen reiche es, diese oder jene Ausgeburt des Bösen als "sozialistisch" zu bezeichnen.

 

Mit dieser Mechanisiertheit hat die Verwendung dieses Begriffes sehr große Ähnlichkeit mit der Verwendung des Wortes "Ketzer" im Mittelalter, "Jude" in der Hitler-Diktatur oder "Faschist" in der russischen Diktatur. Es handelt sich um codes, die den Menschen eingeimpft werden um damit negative Gefühle zu erzeugen und wachzuhalten. Es ist gezielte Manipulation - sowohl der Sprache als auch der Menschen, die sie sprechen.

 

Ich erkenne diese Art von Manipulation an einem ganz bestimmten unguten Gefühl tief in mir selbst, fühle mich geschubst und verbogen. So als müsse ich eine Yoga-Übung ausführen, von der ich eigentlich ganz genau weiß, dass sie mir nicht gut tut. Und instinktiv lehne ich Menschen, die das mit mir versuchen, ab, einfach weil sie dieses Unwohlsein in mir erzeugen. Letzendlich nehme ich sie als Lügner wahr.

 

Aber wer weiß, vielleicht bin ich ja selbst der Lügner?!

 

Deshalb ist es sinnvoll, dem Begriff "Sozialismus" auf den Grund zu gehen:

 

Zunächst besteht das Wort ja sichtbar aus zwei Teilen: aus "sozial" und "ismus".

 

"Ismus" steht für eine Ideologie, eine Kopfgeburt, eine mit mehr Eifer als Klugheit verfolgte Idee, eine Schadsoftware, die unfrei macht. Da ist es dann fast egal, um welchen "Ismus" es geht (Selbst der Sufismus wird da zu einer Sekte von mystifizierten und mystifizierenden  Robotern.). Die Endung "ismus" wird dann folgerichtig den Worten auch einfach nur deshalb angehängt um eine Idee zu diskreditieren. So auch bei "Sozialismus".

 

Damit verlagert sich die Frage nach der Bedeutung von Sozialismus auf die Frage, was da eigentlich diskreditiert werden soll und von wem.

 

Was also ist "sozial"?

 

Sozial bedeutet gemeinschaftlich, also im Sinne, zum Nutzen und im Schoße der Gruppe, zu der der Einzelne sich gehörig fühlt und deren Regeln er sich mehr oder weniger freiwillig zu eigen macht. Das klingt zunächst einmal nach Gleichschaltung, Zwang  und Kollektivierung und somit als Feind der natürlichen Freiheit des Menschen - und damit zumindest für mich nicht besonders erstrebenswert.

 

Die meisten Weisheitsschulen sehen ihre hauptsächliche Aufgabe deshalb dann auch darin, das Individuum aus Gruppenabhängigkeiten und -Zwängen zu lösen und auf die eigenen Füße zu stellen, indem ihm gelehrt wird, auf den eigenen Willen, die eigenen Bedürfnisse, das eigene Sein, die eigene Wahrheit zu schauen. Und das hat durchaus seine Berechtigung und schadet dem, der es tut, ganz gewiss nicht. (Es sei denn es entsteht in der Folge eine neue Abhängigkeit bzw. Mechanisiertheit.)

 

Dennoch darf dabei nicht vergessen werden, dass der Mensch von Natur aus ein soziales Wesen ist und gar nicht anders kann, als in einer Gruppe zu leben. Jede Affenrotte weiß, dass es ohne die Gemeinschaft nicht geht. Futtersuche, Schutz vor Feinden, Fürsorge für die Schwachen: all das ist lebensnotwendig und nur in der Gemeinschaft möglich. Und was für die Affen (und teilweise sogar für die Elefanten, die Thunfische und die Störche) gilt, gilt eben auch für den Menschen. Und genau das ist dann die soziale, die gemeinschaftliche Natur des Menschen .

 

Und wenn ich von der Natur des Menschen spreche, dann meine ich damit, dass es um ein Verhalten geht, das mir ganz tief in die "Maschine Mensch" eingepflanzt und so eng mit mir verbunden ist, dass es nur durch Verbiegung und Selbstverleugnung und womöglich sogar den Tod beseitigt werden kann. Es ist Teil meiner Biologie.

 

Soziales Verhalten ist eine menschliche Ureigenschaft und jeder Fortschritt basiert auf dieser Gemeinschaftlichkeit.  Praktisch alle Aktivitäten der Menschen erfolgen im sozialen Kontext und selbst das strengste und weltabgewandteste Kloster, in dem die Mönche den ganzen Tag schweigend und alleine in ihrer Klause sitzen, ist letzten Endes nichts anderes als eine Gruppenaktivität, eine soziale Aktivität. Und jede soziale Aktivität, egal ob ein Kloster, ein Fußballverein, ein Kindergarten oder ein ganzes Land braucht Spielregeln. Das ist nun einmal die zwangsläufige Folge einer Gemeinschaft aus Individuen.

 

So zu tun, als stünde ich über diesem Zusammenhang und bräuchte keinen sozialen Kontext und keine gemeinschaftlichen Regeln ist dann vielleicht auch die schlimmste Art des Selbstbetrugs, der ich aufsitzen könnte. Es gibt allerdings nicht wenige Menschen, denen genau das passiert. Und damit dieser Selbstbetrug dann nicht auffliegt tun sie dann stets auch genau das, was immer getan wird, wenn eine tatsächlich existierende Sache aus Realitätsflucht verleugnet werden soll: Sie diskreditieren sie!

 

Die reale Notwendigkeit sozialer Regeln wird dann mit dem Wort "Sozialismus" diskreditiert.

 

Aber von wem und warum?

 

Nach meiner Erfahrung tun dies meistens Menschen, die nicht verstanden haben, dass praktisch alles, was sie erreicht haben oder ihr Eigentum nennen zu können glauben, in Wirklichkeit von anderen Menschen erarbeitet und zur Verfügung gestellt wurde. Das Brot, das sie essen, das Auto, das sie fahren, das Buch, das sie lesen, ja, sogar das Klopapier, das sie benutzen: all das wurde von anderen Menschen erschaffen.

 

Klar, es wurde Geld dafür gezahlt - Geld das womöglich in harter Arbeit verdient wurde, etwa als Zahnarzt oder Taxifahrer. Und dennoch war es "nur" Geld. Denn bestenfalls das Klopapier hätte man durch Geld ersetzen können. Der Irrtum besteht also letztendlich darin, dass die  Gesellschaft von manchen Menschen ausschließlich als ein Marktplatz für den Austausch von Geld gegen Leistungen und Waren verstanden wird und dabei unterstellt wird, dass Geld den Leistungen und Waren gleichwertig sei - was faktisch nicht der Fall ist.

 

Nun ist es aber zudem noch so, dass es in jeder Gesellschaft außerdem noch jede Menge Aktivitäten gibt, die noch nicht einmal scheinbar mit Geld zu veranschlagen und abgeltbar sind, einfach weil sie keinen direkt greifbaren Wert besitzen wie Klopapier oder Brot. Wertvoll sind sie trotzdem. Ein Altersheim wird nie eine in diesem Sinne quantifizierbare Aktivität oder "Ware" sein, ebenso wenig ein Gutenmorgenkuss oder ein liebevoll angelegter Park. Schulbildung, Transport, Gesundheit, Sicherheit, Kunst, Sport, eine gesunde Umwelt sind weitere Beispiele für Dinge, deren wahren Wert man ebenfalls eher schlecht als recht in Geldwert umrechnen kann, die aber deshalb einen nicht minder realen Wert besitzen. Real deshalb, weil er die Qualität des Lebens der Menschen erhöht.

 

Dies ist dann der Punkt, an dem ein Sozialstaat bzw. ein Staat, der notwendige gemeinschaftliche Aktivitäten organisiert, sinnvoll wird - und damit auch die Erhebung von Steuern.

 

Und das ist dann genau das, was manche Menschen verächtlich "Sozialismus" nennen.

 

Häufig sind es Menschen, die selbst einen privaten Park, eine Privatarmee und einen Lohnsklaven besitzen, der ihnen im Alter die Schnute wäscht - und die nicht einsehen, warum sie für soziale Aktivitäten Steuern zahlen sollen und die außerdem ihre persönliche Macht durch einen Staat nicht geschmälert sehen möchten. Deshalb machen sie gegen ihn mobil und verteufeln ihn,  organisieren alle möglichen Bewegungen, die ihn bekämpfen und unterwandern. Das können politische Parteien sein, Internetaktivitäten, Privatuniversitäten, Kunstveranstaltungen, Sportvereine, esoterische Schulen usw..

 

Und es gibt genügend Menschen, die verschlafen genug sind um sich vor diesen Karren spannen lassen und sich dazu hinreißen lassen, an dem gemeinschaftlichen Ast zu sägen auf dem sie selber sitzen. Sie lassen sich hypnotisieren und sehen am Ende beim Sozialismus nur den "ismus" und vergessen "sozial".

 

Sie verleugnen sich selbst.

 

24.04.2021

Ironie

 

Ironie ist das Stilmittel der Impotenten. Selten war mir die Richtigkeit dieses Satzes so klar wie nach dieser Schauspieleraktion zum Thema Corona. Dort kann man sehr schön beobachten, dass es bei dieser Haltung stets nur um Eitelkeit und um kleinmauliges Nichteingestehenwollen der Realität geht.

 

Vordergündig ist Ironie lustig. Und ja: Auch ich ertappe mich häufig dabei, wie ich über Ironie lache und sie in diesem Moment auch "gut" finde. Doch was passiert da wirklich?

 

Tatsächlich wird die ironische Haltung stets von dem eingenommen, der selber nichts an dem dabei betrachteten Missstand oder Thema ändern kann - der sich das aber nicht eingestehen möchte und glaubt, er müsse noch irgendetwas als Senf dazu geben. Letztendlich ist Ironie damit auch reinster Selbstbetrug, denn der Ironische scheut die Realität und verleugnet seine Unfähigkeit (die ja per se kein Makel sondern nur eine Tatsache ist).

 

Das ist dann auch, was mit Impotenz gemeint ist: Etwas ändern wollen aber nicht können - sich das aber nicht selbst einzugestehen.

 

Ironie wir dann zu Verschwendung: Sie ist eine Flucht in vermeintliche Witzigkeit wodurch genau die Energie kanalisiert, entsorgt und letztendlich eben verschwendet wird, die sich durch die ursprüngliche Unzufriedenheit aufgebaut hat. Sie könnte besser in ernsthafte, d.h. wirkungsvolle Bahnen gelenkt werden.

 

Ironie beobachte ich auch oft im Zusammenhang mit Duckmäuserei: Die Witzelei ist ein Ventil, um Unzufriedenheit in vermeintlichem Wohlgefallen aufzulösen. So kommt man nicht in Versuchung, wirklich gegen etwaige als beschränkend empfundene Autoritäten aufbegehren zu müssen. Und diese Autoritäten wissen das auch ganz genau!

 

Dafür ist z.B. der rheinische Karneval ein gutes Beispiel: Man zieht ein paar Tage lang lustige Pappmaché-Figuren durch die Stadt, trinkt sich in gute Laune, begeht ein paar vermeintliche Tabubrüche, etwa durch Sexabenteuer - und dann ist der Spuk auch schon wieder vorbei, ohne dass irgendetwas substantielles vorgefallen wäre. Die "kritisierten" Institutionen und Mächtigen können nun weitermachen wie bisher.

 

Nicht umsonst wird diese Art von Veranstaltung vor allem in katholischen Landstrichen gepflegt. Die katholische Kirche war noch nie und ist bis heute ganz gewiss nicht an echten Veränderungen interessiert!

 

Auch der vielgepriesene englische Humor ist in letzter Instanz reine  Duckmäuserei :

 

Gegen ein erzkonservatives,  autoritäres und starres Gebilde wie die englische Monarchie und ihrem archaischen Klassensystem, bei dem die Aufspaltung in "upper class" und "lower class" sogar in der Sprache verankert ist, ist ohne handfeste Widerstände und persönliche Nachteile nicht anzukommen. Es ist auskristallisiert und wirkt bis in jede Ecke des Alltags, wo es zwangsläufig Unzufriedenheit erzeugt.

 

Als Ventil erfanden die Engländer dann ihren "Humor", der zwar sehr geistreich daherkommt, der aber leider nichts an der Erstarrung und den Ungerechtigkeiten der englischen Gesellschaft ändert. Er läuft auf eine Haltung oder Attitüde hinaus, die sich dann in allen Lebensbereichen als "sympathische Witzigkeit" manifestiert, die in Wirklichkeit aber nichts anderes als das falsche Lächeln derer ist, die "gute Miene zum bösen Spiel" machen.

 

Ich konnte das damals in meiner Zeit bei einem englischen Arbeitgeber mit vielen englischen Kollegen sehr gut beobachten: Bei Themen, in denen es um die Auseinandersetzung mit "problematischen" Vorgesetzten  und Kollegen ging, waren es stets die englischen Kollegen, die die besten und feinsinnigsten Witze über diese Leute machten. Sie taten das aber immer nur "hintenrum"! "Vornerum" traten sie stets sehr zurückhaltend und gar feige auf. Da, wo wirklich etwas geändert hätte werden können, nämlich in der offenen, sachlichen Auseinandersetzung, hielten sie sich immer zurück. Stets waren es die anderen ("humorlose" Deutsche, Franzosen, Inder, US-Amerikaner), die offen ihre Meinung äußerten - und die damit auch tatsächlich etwas bewirkten. Ich hatte damals das Gefühl, dass das Aufbegehren gegen die Obrigkeit - außer als sympathische Witzigkeit - in der englischen Kultur nicht vorgesehen ist.

 

Und eben auch diese jüngste Video-Aktion namens "#allesdichtmachen" vermeintlich bekannter deutscher Schauspieler, in der ironisch über die pandemiebedingten Alltagseinschränkungen hergezogen wird, ist vor allem eine Bejammerung des eigenen Ausgeliefertseins an die Umstände - und damit ein Versuch, die Realität auszublenden. Diese Leute kommen mir vor wie Menschen, die sich über das Wetter beschweren.

 

Es ist dabei auch kein Wunder, dass dieser Aktion vor allem von Exponenten der AfD und ähnlich gestrickten Figuren applaudiert wird: Es sind allesamt Leute, die tagaus tagein stets die immer gleiche Haltung des Unzufriedenen zur Schau tragen, die aber zu faul und verlogen sind, um sich ernsthaft, detailliert und sachlich mit den Realitäten dieser Welt auseinanderzusetzen - egal ob es sich dabei um Wirtschaft, Gesellschaft, Politik oder den Zustand der planetaren Ökologie handelt. Stattdessen verlegen sie sich auf Nölerei, Verwirrung und: Ironie. Konstruktive, weiterführende Impulse sind von diesen Leuten nicht zu erwarten.

 

Das alles sind Beispiele dafür, wie sehr Ironie Selbstbetrug und Verschwendung ist und nur zu einer Festschreibung einer Erstarrung führt bzw. dazu, sich mit einem realen Missstand zu arrangieren. Ironie ist damit ein echter Puffer.

 

08.04.2021

Auflösung und Schleifen

 

Es passiert immer relativ plötzlich, dass ein Thema auftaucht, welches mein Verstand (Geist) als "Problem" erkennt oder zu erkennen meint, das gelöst werden muss. Fortan arbeitet er daran und kehrt immer wieder zu diesem Thema zurück. Wie gesagt: "er", der Verstand, tut dies - und zwar ohne dass ich mir das so wünschen würde. Denn allzu häufig empfinde ich diese Aktivität als unangenehm und anstrengend.

 

Dass sich ein Thema dann tatsächlich auflöst, geschieht genau so unvermittelt: plötzlich ist es verschwunden. Das kann dann je nach Sachlage verschiedene  Gründe haben:

  • Die äußeren Umstände haben sich von selbst geändert.

  •  

  • Es wurde im realen Leben eine Handlung vollzogen,  die das Thema angeht und bereinigt.

  •  

  • Die Unmöglichkeit, etwas an der Situation zu ändern, wurde vom Verstand erkannt und eingesehen.

  •  

  • Die Aufmerksamkeit des Verstandes wird durch ein als noch wichtiger empfundenes Thema umgelenkt.

  •  

  • Die Belanglosigkeit des Themas wurde erkannt.

 

Es kann aber auch passieren, dass ein Thema an mir klebt wie eine Klette und eben keine Auflösung findet. Auch das kann verschiedene Gründe haben:

  • Der Verstand lässt außer Acht, dass die Lösung des Themas nicht in seinem Zuständigkeitsbereich liegt sondern auf einer anderen als der Verstandesebene angesiedelt ist.

  •  

  • Angst vor dem Unbekannten heizt den Verstand an.

  •  

  • Die Lösung des Problems würde den Verstand in ein Loch der Leere (der Beschäftigungs- und damit der Bedeutungslosigkeit) fallen lassen.

  •  

  • Reine mechanische Gewohnheit.

Auf diese Weise entstehen Schleifen, also Aktivitäten des Geistes, die sich in immer gleichen Bahnen bewegen, ohne dass sie je zu einer Auflösung führen.

 

31.03.2021

Wandelbarkeit

 

Am meisten frappiert mich bei der Selbstbeobachtung die ständige Veränderung, der ich unterliege: Empfinde ich an einem Tag eine Sache in bestimmter Weise, so passiert es, dass die gleiche Sache, und zwar ohne dass sichtbar eine Veränderung stattgefunden hat, am nächsten Tag in völlig neuem Licht da steht.

 

Z.B. löste die eher kleine Auseinandersetzung mit R. zunächst einen gewissen Überdruss aus, der mich auch an anderer Stelle lähmte, indem er mir Energie entzog. Bald darauf - und vor allem: ohne erkennbaren Grund - kehrte sich dieses Gefühl in eine Stimung des Tatendrangs und der Veränderung um.

 

13.03.21

Umgang mit Veränderung

 

Zunächst schmetterte mich diese Nachricht nieder, die ich gestern erhielt. Durch die Veränderung, die nun eintreten würde, schien plötzlich eine wichtige Sache in Frage gestellt, die essentieller Teil meines Alltags ist. Nicht etwa, weil tatsächlich eine einschneidende Sache sich ändern wird, sondern einfach, weil ich spürte, dass mir dadurch eine gewisser täglicher Anlass zur Freude genommen würde. Mein Verstand ratterte um einen Weg zu finden, wie die angekündigte Änderung verhindert werden könne. Ärger stieg dabei auf angesichts der Aussichtslosigkeit.

 

Meine ersten Reflexe am gestigen Abend waren also Niedergeschlagenheit, Abwehr und Wut.

 

Nach und nach dämmerte mir dann aber, dass dies vielleicht genau der Anstoß sei, den ich bräuchte, um selbst eine gravierende Veränderung in Gang zu setzen. Immerhin hatte ich schon lange sehr unterschwellig aber durchaus präsent das Gefühl, dass die Situation, wie sie derzeit ist, nicht unbedingt angemessen ist, und ich vielleicht doch mal gewisse Dinge entrümpeln sollte.

 

Heute morgen merkte ich dann, wie sehr das Ganze kreative Kräfte bei mir in Gang setzt, die ich als Freude empfinde. Möglichkeiten gibt es einige, diese neue Situation als positiven Anschub herzunehmen.

 

06.03.21

Zum Thema Brüderlichkeit: "Sense8"

 

Es ist kein Zufall, dass die Serie "Sense8" von den gleichen Machern stammt wie der Film "Matrix", nämlich von den Wachowski-Geschwistern. Wie der Film geht auch diese Serie an die grundlegendsten Wurzeln des Menschseins heran und bringt Fragen und Gesichtspunkte auf, die mich im Innersten packen. Sense8 ist dabei noch wirkungsvoller, denn während Matrix mitunter doch eher als intellektuelle Spielerei daherkommt, dringt die Serie wesentlich tiefer in das vor, was "Mensch sein" heißen könnte. Wie bei Matrix dient auch hier eine überaus spannende fiktive Rahmenhandlung als Verpackung des Hauptthemas. Sie transportiert aber (anders als bei Matrix) zudem eine gehörige Portion Sinnlichkeit und auch Humor.

 

Außerdem ist bei Sense8 das Thema ein anderes als bei dem Film: Hatte Matrix vor allem die Auseinandersetzung mit dem Realitätssinn und den Willen zur Verantwortlichkeit zum Thema, also Gleichheit und Freiheit, so geht es in der Serie um Empathie und damit um die Brüderlichkeit.

 

Sehr differenziert und einfühlsam wird darin geschildert, wie die 8 Hauptpersonen, die in höchst unterschiedlichen und sehr speziellen Milieus, Kulturen und Lebenssituationen leben, durch eine besondere Art von Bindung miteinander in Verbindung stehen und unfreiwillig aufeinander angewiesen sind.

 

Diese acht Charaktere sind dabei so unterschiedlich, dass sie nach alltäglichen Maßstäben eigentlich nicht kompatibel sind. Jeder der Akteure hält "seine" Realität zunächst für die wahre, muss dann aber am eigenen Leib zum Teil auf schmerzhafte Art und Weise erleben, dass die anderen Realitäten der eigenen  zwar sehr fremd aber dennoch ebenbürtig sind.

 

Und nicht nur das: Sie sind aufeinander angewiesen in einer Weise, dass jeder gezwungen ist, seine Stärken in das gemeinsame "Projekt" einzubringen, damit es nicht scheitert. Es geht dabei ums Überleben. Erst die gegenseitige Ergänzung der Andersartigen schafft die Möglichkeit, gößeres zu bewirken.

 

Diese Serie ist damit auch eine Parabel auf die Situation dieses Planeten: Schafft die Menschheit es nicht, gewisse Krisen gemeinsam zu lösen - und das heißt eben nicht, nach den Maßgaben des einen,  der als alleiniger "Chef" die Lösung zu wissen glaubt, sondern in gemeinsamer Übereinkunft. Diese Übereinkunft kann aber kein fauler Kompromiss sein sondern die Anwendung der besten Lösungsmöglichkeit unter Ausnutzung der vorhandenen Stärken aller.

 

Globale Krisen gibt es genug.  Die derzeit aktuelle Coronakrise ist dabei so etwas wie die Generalprobe für die größeren globalen Probleme, die auf uns zu rollen. Hier kann man schon sehr gut sehen, wie gut die Menschheit in der Lage ist, zusammen zu arbeiten. Oder auch nicht.

 

Bis hier wäre das Betrachten von Sense8 dennoch eine rein exoterische Angelegenheit. Das ist aber gar nicht der Hauptpunkt. Tatsache ist, dass diese Serie mich vor allem zu mir selbst führt, also eine esoterische Botschaft transportiert:

 

Mir wurde irgendwann klar, wie sehr die darin dargestellte Situation mein eigenes Inneres wiederspiegelt. Und zwar in verschiedener Hinsicht, wobei ich hier vor allem einen Aspekt heraus heben muss oder möchte:

 

 Dadurch, dass ich in zwei Kulturkreisen aufwuchs und zwei Lebensweisen und Temperamente miterleben durfte und auch musste, stehe ich (sogar heute noch!) in einem Spannungsfeld, in dem beide Prägungen zum Teil zwar widersprüchlich daher kommen, sich zum anderen Teil aber auch bestens ergänzen. Nie könnte ich sagen, die eine Kultur sei besser als die andere - wohl aber, dass die Attribute der einen Kultur in dieser oder jener Situation zielführender sind als die der anderen. Und umgekehrt.

 

Das ist genau wie in der Serie!

 

Worauf es also hinausläuft ist, dass beide Kulturen - in mir selbst! - zusammen arbeiten müssen. Das würde ich dann "innere Brüderlichkeit" nennen. Sie zu praktizieren fällt nicht immer leicht. Denn jede Art der Anerkenung unterschiedlicher "Tendenzen" oder "Lebensweisen" erfordert immer auch eine Anstrengung.

 

Aber: Wie jede Anstrengung zeigt sie auch Wirkung.

 

Was ich in der Vergangenheit oftmals als schmerzhaft erlebte ist in Wirklichkeit nur die Wärme, die entsteht, wenn sich verschiedene scheinbar unpassende "Ichs" in mir aneinander reiben. Diese Reibung ist aber gut, denn sie ist genau jene Brüderlichkeit - innere Brüderlichkeit wohlgemerkt! - die schlussendlich weiter führt.

 

28.02.21

Vergangenheit

 

Eine in der Vergangenheit erlittene Ungerechtigkeit wird im Lichte neuer Informationen noch ungerechter, noch massiver, noch ungeheuerlicher. Es ist niederschmetternd, fühlt sich an, als würde mir jemand mit einem Strohhalm die Energie aus dem Körper ziehen. Gleichzeitig fühle ich große Wut auf mein damaliges Gegenüber. 

 

Der psychologisierende Verstand suggeriert mir, dass diese Vorfälle in der Vergangenheit prägend auf mich gewirkt haben und deshalb auch für die Gegenwart wichtig sind. Wichtiger als mir bislang bewusst war. Eine angemessene Möglichkeit der Reaktion darauf müsse deshalb gefunden werden.

 

Er suggeriert mir auch, dass ich damals bei richtiger Einschätzung (unter Einbeziehung der mir damals unbekannten Informationen) anders - nämlich offensiver - gehandelt hätte. Gleichzeitig leidet er darunter, dass jetzt sowieso nichts mehr geändert werden kann. Es ist die Verzweiflung über die eigene Hilf- und Bedeutungslosigkeit angesichts der Mühle vergehender Zeit. Es ist Wut über die Erkenntnis, dass Dinge auch anders hätten laufen können, wenn ... ja, wenn ....

 

Es gibt aber keine "undo"-Taste im Leben!

 

Dieses Gefühl wird zunächst zögerlich, dann aber immer deutlicher von Empfindungen unterbrochen, die meinen Zustand vor dem Erhalt dieser neuen Informationen beinhalten - also meine aktuelle ganz reale Situation. Und dieser Zustand ist gut und glückvoll.

 

Mein Herz sagt mir, dass ich die Vergangenheit ruhen lassen muss. Zumindest ist es wichtig, sie nicht zu bewerten. Sie mag mich geprägt haben, ja, aber das hat auch die Form meiner Nase, das Wetter am Tag meiner Geburt oder die ersten Erfahrungen in der  Liebe.

 

26.02.21

Zum Thema Freiheit: Versuchte Missionierung

 

In meinem letzten Eintrag schrieb ich, dass ich Unfreiheit daran erkenne, dass etwas nachgeplappert wird, das von anderen vorgekaut wird.

 

Tatsächlich gerate ich immer wieder an Menschen, die genau dieser Unfreiheit anheim gefallen sind. Ich erkenne das an ihrem hartnäckigen aber irgendwie mechanischen Geplapper zu bestimmten Themen und an der Propagierung von Ansichten, die ganz offensichtlich nicht ihren eigenen Interessen entsprechen, ja, die sogar auf selbstschädigende Entwicklungen hinauslaufen würden.

 

Und stets versuchen diese Menschen dann, auch mich für ihre Idee zu vereinnahmen. Es ist der Versuch, mich zu manipulieren.

 

Da werden (in Diskussionen, Internetforen usw. ) Themen aufgegriffen, die gerade besonders aktuell sind ("Flüchtlingskrise", "Corona" usw.) und die aus diesem Grunde besonders gut dafür verwendet werden können, Emotionen zu erzeugen.  Diese Themen werden dann in einer Art und Weise angesprochen, die verwirrend ist, weil Fakten verleugnet und verdreht und Widersprüche bewusst in den Raum gestellt werden. Gegenläufige Argumente werden kurzerhand als "fake news" und "Lüge" bezeichnet.

 

Dazu werden bestimmte Schlagworte kreiert ("Klimalüge", "Fake-Pandemie", "Bevölkerungsaustausch" usw.) und durch Wiederholung versucht, sie dem Gegenüber einzuimpfen um ihm dadurch eine neue "klare" Sprache an die Hand zu geben, die er dann in seiner Verwirrung nachplappern darf.

 

Außerdem wird viel Energie in vermeintliche Tabubrüche gesteckt - die allerdings meistens gar keine sind sondern einfach nur systematisches "Dagegensein", die aber im  Betreffenden ein gewisses Gefühl der Heldenhaftigkeit erzeugen sollen - so nach dem Motto: "ich bin das letzte Gallierdorf".

 

Die auf diese Weise entstandene emotionale Prallheit gepaart mit Verwirrung und "neuer Sprache" soll dann das Nachplappern in Gang zu setzen.

 

Auf diese Weise werden Menschen in die Unfreiheit geführt.

 

Die Begegnungen mit R. und mit D. und auch andere verliefen nach dem immer selben Muster - von gewissen Internet-Kontakten ganz zu schweigen: Durch das wiederholte Ansprechen eines bestimmten Themas  werden selbst sehr private Gespräche mit geradezu vorhersehbarer Sicherheit in eine bestimmte (politische) Richtung gelenkt - mitunter durch hanebüchene Verknüpfungen.

 

Es sind Missionierungsversuche.

 

Bei den meisten speist sich nach meiner Beobachtung dieser Missionierungsdrang aus der Weigerung sich einzugestehen, dass man selbst missioniert wurde und dabei selbst zum "Schlafschaf" gemacht wurde (ein Lieblingsbegriff dieser Missionierer). Dadurch würde ein Selbstbild zusammenbrechen, das man sich durch mühsames Verleugnen der wahren Impulse und komplexeren Einsichten errichtet hat.

 

Deshalb müssen sie diese Ideen, an die sie im Grunde ihres Herzens selbst nicht glauben, weiter tragen. Täten sie es nicht würden sie an den Punkt der Selbstreflexion geraten und sich eingestehen müssen, dass sie nicht ihrer eigenen Wahrheit gefolgt sind. Solche Menschen erkenne ich stets an einer gewissen Verbissenheit im Gesichtsausdruck und an der leierkastenartigen Bemühtheit ihrer Argumentation.

 

Bei wenigen anderen liegt der Missionierungsdrang in handfesten eigenen Interessen begründet, zumeist finanziellen. Das ist bei vielen Internet-Aktivitäten der Fall, die allzu oft durch Geldgeber gesponsort werden  (so wie zum Beispiel gewisse Propagierer libertärer und stramm rechter Ideen sich ihre Aktivitäten anscheinend von einem gewissen August von Finck bezahlen lassen).

 

Ich gestehe jedem Menschen seine Meinung zu! Was ich aber keinem Menschen zugestehe ist der Versuch, mich zum Teil einer Kampagne zu machen. Da bleibt dann nur der Weg, diesen Kontakt abzubrechen - was sich dann auch stets befreiend anfühlt. Es fühlt sich deshalb befreiend an, weil in dem Moment, in dem ich mich von den äußeren Manipulationsversuchen frei mache, ich augenblicklich wieder Kontakt zu mir selbst bekomme.

 

Denn Freiheit findet in mir selbst statt!

 

20.02.21

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit

 

Bestimmte Einflüsse bzw. Erlebnisse stießen mich auf diese drei Begriffe, die als Parole der Französischen Revolution bekannt sind. Zumeist werden sie rein politisch verstanden und damit gründlich missverstanden. In Wirklichkeit sind es esoterische Begriffe - Begriffe also, die mich auf mein eigenes Dasein hinweisen:

 

 

Freiheit

 

Zumeist wird unter Freiheit verstanden, das tun zu dürfen, was man möchte. Und da zumeist äußere Grenzen als Grund dafür wahrgenommen werden, dass man eben nicht das tut, was man tun möchte, wird der Freiheitsbegriff in der Regel auf die Außenwelt projiziert.

 

In Wirklichkeit ist Freiheit eine rein innere Angelegenheit: Sie ist nämlich nichts anderes, als die Fähigkeit, mich selbst zu erfühlen, mir meine Gedanken unabhängig von innerer Zensur zu machen, nicht der äußeren Moral, sondern dem inneren Gewissen zu folgen.

 

Nicht die äußeren Umstände sind an meiner Unfreiheit Schuld sondern der Hang, ausgetrampelte Pfade zu gehen und Denksperren zu akzeptieren. Unfreiheit erkenne ich stets daran, dass Dinge nachgeplappert werden, die ein anderer vorkaut. Ich erkenne sie aber auch daran, dass ich mich dabei unwohl fühle.

 

Freiheit ist jener Zustand, in dem ich mich den Dingen stelle, weil meine innere Stimme mir das vorgibt. Voraussetzung dafür ist, dass ich mich selbst kenne und auf dieser Basis auf mich selbst vertraue und höre. Sie ist eine innere Haltung, die mir von außen weder gegeben noch genommen werden kann.

 

Freiheit ist damit ein Synonym für Verantwortlichkeit.

 

 

Gleichheit

 

Zumeist wird dieser Begriff als Aufforderung zur äußeren Gleichmacherei verstanden. Womöglich sollten in dieser Lesart dann alle noch die gleiche Kleidung tragen und die gleichen Lieder singen. Größer könnte das Missverständnis nicht sein! Auch Gleichheit ist nämlich eine rein innere Angelegenheit:

 

Gleichheit als esoterischer Begriff bezeichnet die Akzeptanz, dass alle Menschen (und sogar Tiere und sonstige Lebewesen) den gleichen Naturgesetzen unterworfen und aus demselben Stoff gemacht sind. Kurz gesagt: Alle leben wir in der gleichen, faktischen Realität. Natürlich empfinden wir diese Realität unterschiedlich - existieren tut sie trotzdem. Wenn ein Vulkan ausbricht, ein Sturm übers Land fegt, eine Seuche über den Planeten zieht: da wird keine Rücksicht auf die Befindlichkeit oder den Geschmack des Einzelnen genommen.

 

Ein religiöser Mensch würde an dieser Stelle sagen: "Vor Gott sind alle gleich!" Mir reicht es zu erkennen, dass wir alle im gleichen Boot auf dem gleichen See bei gleichem Wetter sitzen. Wir leben in derselben Realität.

 

Voraussetzung für die Akzeptanz der einen Realität ist, das Funktionieren der real existierenden Gesetze ehrlich in mir selbst zu beobachten, zu erkennen und auch anzuerkennen - auch dann, wenn sich dabei unangenehme Einsichten ergeben. Letztendlich geht es um die Anerkennung der eigenen Sterblichkeit.

 

Gleichheit ist damit ein Synonym für Realitätssinn.

 

 

Brüderlichkeit

 

Brüderlichkeit ist jener Begriff dieser dreien, der nach meinem Empfinden stets am wenigsten verstanden wird. Häufig wird er fälschlicherweise als Aufruf verstanden, als karitativer Gutmensch durch die Lande zu ziehen und den Hungernden zu helfen. Andere verstehen ihn gar als Aufforderung zu Klüngelbildung und Vetterleswirtschaft. Die meisten Menschen können aber schlicht und ergreifend gar nichts mit diesem Wort anfangen.

 

Wie die anderen beiden Prinzipien ist auch die Brüderlichkeit ein esoterischer Begriff. Er bezeichnet die Fähigkeit, die Andersartigkeit eines Gegenübers nicht als persönlichen Affront und als Grund für Streit und Zwietracht zu verstehen, sondern als Bereicherung und Inspiration dafür, Dinge auf neue Weise zu betrachten und anzugehen.

 

Die notwendige Voraussetzung dafür ist aber, dass ich mich selbst kenne und akzeptiere - und zwar so gut, dass ich auch meine Widersprüche und Schwächen kenne und akzeptiere und aus diesem Grunde dann auch bereit bin, dies bei anderen zu tun. Und erst dann kann sich die Situation ergeben, dass mehrere dieser schwachen, unvollkommenen Menschen ihren Teil dazu beitragen, um Dinge in der Realität zu bewirken, die womöglich weniger unvollkommen sind.

 

"Ein Blinder, ein Tauber und ein Lahmer gehen auf Wanderschaft ..."

 

Brüderlichkeit schaut über den egozentrischen Tellerrand hinaus und bewirkt, dass freie Menschen in der gleichen Realität zusammenarbeiten, um Lösungen zu finden.

 

Damit ist Brüderlichkeit auch ein Synonym für Empathie.

 

 

Jedes einzelne dieser drei Prinzipien ist für sich genommen notwendig - aber eben nicht hinreichend. Die Überhöhung eines von ihnen zu Ungunsten der anderen bewirkt Unglück. Das beginne ich derzeit zu verstehen. 

 

16.02.21

Wandernde Gedanken

 

Heute morgen bei der Meditation konnte ich es besonders gut beobachten: Die Gedankenaktivität ist wie ein Knäuel Holzwolle, das angezündet wird.

 

Scheinbar wahllos springt das Feuer (der Gedankenstrom) umher, als wäre da kein Zusammenhang. Es besteht aber durchaus ein Zusammenhang und zwar der, dass das Feuer genau dort weiter wandert, wo es ihm am leichtesten fällt überzuspringen. Auf die Aktivität des Geistes übertragen heißt das dann:

 

Gedanken wandern über mitunter bizarre Assoziationen von Thema zu Thema. Ihr einziges Ziel ist es weiter zu wandern (weiter zu brennen). Sie sind ihr eigener Selbstzweck. Verharren tun sie lediglich dort, wo viel aufgestaute Energie ("Brennmaterial") vorhanden ist, aus der sie sich nähren können.

 

Diese aufgestaute Energie sind nichts anderes als ungelöste Probleme/nicht aufbereitete Themen.

 

Letztendlich ist der Sinn der Meditation dann auch der, mich auf diese Themen hinzuweisen. Ihr Sinn ist nicht, diese Themen zu lösen oder ihnen womöglich zu entfliehen.

 

22.01.21

Der, der ich bin

 

Ein Meister beschrieb die Selbsterkenntnis und damit die Selbstfindung als einen Vorgang, der vergleichbar sei mit der Bildhauerei: Eine Skulptur, etwa eines Löwen, sei ganz einfach herzustellen, indem man nämlich einfach das wegschlüge, was nicht nach Löwe aussieht.

 

Bei der heutigen Meditation merkte ich, dass diese Beschreibung es nicht so ganz trifft. Eher kommt mir der Mensch wie eine Plastiktüte vor, die mit Wasser gefüllt wird: Ihre wahre Form zeigt sie erst, nachdem das Wasser eingefüllt wurde. Davor ist sie ein verkrumpeltes Knäuel. 

 

Bezogen auf den Menschen heißt das: Erst, wenn er es schafft, genug Lebensenergie (im Bild: das Wasser) zu mobilisieren und sie dann aber auch zuzulassen (das Einfüllen des Wassers), kann er der sein, der er eigentlich ist.

 

21.01.21

Das Leben der Anderen

 

Ein Schema, das sich wiederholt:

Immer wieder litt und leide ich unter der Art, wie mir hahestehende Menschen ihr Leben gestalten und sich selbst (zumindest in meinen Augen) damit schaden. Die diesbezügliche Liste wird immer länger: Das war bei M. so, bei D., bei R., ja sogar bei meinem Vater.

 

Bisher dachte ich, das läge daran, dass ich mich dazu berufen fühle, als so genannter Gutmensch durch die Welt zu geistern und allen zu helfen - selbst denen, die es gar nicht wünschen. Ein Hinweis hatte mich seinerzeit darauf gebracht. Tatsächlich ist diese Fährte falsch.

 

In Wirklichkeit verhält es sich so, dass ich einfach nur die Grenze zwischen dem, was mich wirklich betrifft (und was ich deshalb auch ändern oder beeinflussen kann) und dem, was ich eben nicht beeinflussen kann, weil es nicht meine Angelegenheit ist, nicht oder falsch ziehe. Das Leiden kommt dann aus dem Widerspruch, etwas ändern zu wollen, was ich nicht ändern kann.

 

Natürlich ist es auch irgendwo meine Angelegenheit, wenn ein mir nahestehender Mensch sein Leben auf destruktive Art und Weise gestaltet, denn es kann zusätzliche Belastungen ganz sachlicher Natur auch für mich bedeuten. Die richtige Grenzziehung zwischen meinem Leben und dem dieser Person besteht dann aber darin,  die entstandenen zusätzlichen Belastungen möglichst pragmatisch anzugehen - und dann aber Abstand zu nehmen. Wenn möglich ist es dann noch sinnvoll, dem Betreffenden meine Motivation zu diesem Tun möglichst sachlich zu kommunizieren, um nicht zusätzliche Verwirrung zu schaffen. Zur Schau getragene Emotionen helfen nicht weiter.

 

Eine emotionale Verstrickung in die Angelegenheiten Anderer kann allerhöchstens den Zweck haben, mich dafür zu motivieren, die Grenze auf die beschriebene Weise zu zu ziehen. Bisher war das am Ende immer dann auch die Lösung.

 

20.01.21

Vermeidung

 

Diese unangenehme Situation vermieden zu haben ersparte mir vielleicht in diesem Moment eine gewisse Peinlichkeit und unnötiges Geschwätz. Jedoch merke ich jetzt, dass ich dadurch auch eine Chance verpasste: die Chance nämlich,  gewisse Dinge offen ans Licht zu bringen und zu klären. Ich merke es daran, dass ich immer wieder daran denken muss und dass es in mir arbeitet.

 

Meine Reaktion in dieser Situation war ein waschechter Puffer.

 

16.01.21

Wiederholungen

 

Anscheinend neige ich dazu, Aktivitäten, die ich zunächst unter dem Label "macht Spaß und ist gesund" abgespeichert habe, so oft zu wiederholen, dass sie ihre positive Wirkung verlieren und einfach nur noch stumpfsinnig werden. Dass sie ihren Reiz verlieren, dringt dabei zunächst gar nicht in mein Bewusstsein, weil der Verstand sich vor die ehrliche Wahrnehmung stellt und die Peitsche zu schwingen beginnt: "Komm, lass Dich nicht hängen, einmal geht noch! Du weißt doch, dass es gut tut!"

 

Als Antwort stellen sich mit der Zeit negative Nebenwirkungen ein, die unbemerkt und schleichend beginnen, die aber irgendwann manifest werden.

 

Das kann alle möglichen Arten von Aktivitäten betreffen: Sport, Arbeit, das  Zusammensein mit anderen Menschen, Ernährung, die Beschäftigung mit bestimmten Themen, ja, sogar Sex. Im Bereich der Arbeit nennt man diese Entwicklung wohl "Burnout". Im Volksmund nennt man es "Überdruss". In der Medizin "chronische Erkrankung".

 

Ich bin mir fast sicher, dass die in jüngster Zeit immer mal wieder auftretenden Kopfschmerzen damit zusammenhängen, dass ich es mit der Ruderei zu ernst nehme.

 

05.01.21

Die richtige Perspektive

 

Es ist goldrichtig, das gesagt zu haben, was ich wirklich fühle und auch danach zu gehandelt zu haben. Falsch wäre gewesen, auf mein Gegenüber Rücksicht nehmen, die Sache aus Bequemlichkeit auf sich beruhen zu lassen und so zu tun als sei nichts.

 

Natürlich stehe ich daraufhin und je nach Lesart scheinbar als kleinlicher Korinthenkacker, als rücksichtsloser Klotz oder als intoleranter Oberlehrer da. Aber alleine die Möglichkeit, das auf unterschiedliche Weisen zu sehen, beweist ja schon: Wer da über mich urteilt, spiegelt sich selbst in mir, der eine so, die andere so. Jeder auf seine Weise.

 

Was aber letztlich auch egal ist: Wichtig ist, wie ich mich selbst daraufhin fühle. Und da fällt das Urteil eindeutig aus: Es geht mir in dieser Sache nun ausgesprochen gut, oder, um präziser zu sein: Ich fühle mich befreit. Da hatte ein Druck auf mir gelastet, das Bedürfnis, diese Sache nicht einfach hinzunehmen und dabei mit einem Zähneknirschen gute Miene zum bösen Spiel zu machen.

 

Der Rest ist Konsequenz.

 

Es geht um die Perspektive, nicht die Umwelt als das Maß meines Handelns und Redens zu nehmen, sondern meine eigenen Gefühle und Bedürfnisse.

 

23.12.20

Vorausschauend oder versklavt?

 

Ständig bausche ich in meinem Verstand Dinge auf, die auf mich zukommen, die noch zu erledigen sind, die noch vor mir liegen und bewältigt werden sollen. Das lässt mich unruhig und unsicher werden und lässt mich außerdem die Freude an der Gegenwart verlieren. In der Regel stellen sich diese Dinge dann aber als Mücken heraus, die ich zum Elefanten machte. Sie sind schnell erledigt und machen sogar Spaß.

 

Warum also das ganze Theater? Drei Hauptverdächtige mache ich aus:

  • Angst/Sorge vor Veränderung

  • Bequemlichkeit

  • Mangelnde Selbstsicherheit

Auf jeden Fall ist es so, dass ich mich selbst durch diese Haltung zu einem vorauseilend gehorsamen Sklaven der Dinge und äußeren Umständen mache: Dadurch, dass ich mich sorge, dies oder jenes "erledigen" und "schaffen" zu müssen, projiziere ich meine Aufmerksamkeit auf die Erwartungen, die eine äußere Welt möglicherweise an mich haben könnte und richte mich danach. Dabei vergesse ich mich selbst und den Augenblick.

 

Und es ist eben nicht so, dass "die Anderen" oder "die Umstände" das alles zu verantworten haben sondern nur meine eigene Haltung.

 

15.12.20

Jeder Mensch ist seines eigenen Glückes Schmied

 

Die Beschäftigung mit den Problemen anderer Menschen kann zur Schleife im Kopf werden und sich leicht zur Obsession auswachsen. Am Ende lebt man nicht mehr sein eigenes Leben sondern das der anderen, vermeintlich hilfsbedürftigen Person (die sich in Wahrheit aber gar nicht helfen lassen will - außer zu ihren eigenen Konditionen).

 

Gegen diese fruchtlosen Gedankenschleifen mag Sport helfen oder Meditation oder eine sinnvolle Beschäftigung oder qualitativ hochwertige Eindrücke oder andere positive Einflüsse. Am Ende hilft aber nur die Erkenntnis, dass jeder Mensch für sein eigenes Leben verantwortlich ist. Auch ein vermeintlich nahestehender.

 

12.12.20

Klärung von Verantwortung

 

Dass mich die bevorstehende Sache D. betreffend immer wieder beschäftigt und befangen fühlen lässt, beweist, dass ich sie bisher nicht angemessen angegangen bin.

 

Der Punkt dabei scheint zu sein: Ich mache mir Probleme zu eigen, die zumindest teilweise nicht die eigenen sind. Mal wieder! Aber ganz so simpel, dass ich dann ja einfach nur jede Verantwortung von mir weisen könnte und dann alles geklärt wäre, ist es eben doch nicht.

 

Vielmehr geht es darum, genau zu herauszufinden, wo ich Verantwortung übernehmen soll bzw. kann und wo nicht. Letztendlich geht es darum, eine Grenze zu ziehen, die angemessen ist. Woran ich merken werde, dass sie angemessen ist? Daran, dass die Sache mich nicht mehr beschäftigt. Als Werkzeug mögen dabei Fragen dienen, wie etwa die, inwieweit ...

  • die Sache im Rahmen meiner Fähigkeiten liegt

  •  ich real zum Engagement verpflichtet bin

  •  etwas aus Eitelkeit meinerseits geschieht

  • etwas nur aus einer lebenslangen Gewohnheit heraus als ewige Schleife wiederholt wird

  •  ich bei etwas nur deshalb mitmache, weil ich Angst vor den Konsequenzen habe, wenn ich es nicht tue

Mir scheint, alle fünf Aspekte haben da ihre Finger im Spiel.

 

20.11.20

Libertarismus und Demokratie

 

Libertarismus und Demokratie schließen einander aus. Da es in einer libertären Gesellschaft keine staatliche, für alle Mitglieder verbindliche Instanz mehr gibt, wird auch das egalitäre demokratische Prinzip sinnlos, wonach alle Mitglieder der Gesellschaft eine gleich gewichtige Stimme haben sollen.

 

Das Stimmengewicht des Einzelnen ergibt sich ausschließlich aus der persönlichen Möglichkeit der Einflussnahme, sei es durch Geld, durch Wissen oder durch Waffengewalt.

 

Zwar ist es in einer freiheitlichen Gesellschaft weiterhin möglich, Gruppen zu bilden, die für bestimmte Prinzipien und Regeln eintreten, jedoch beruht die Teilnahme daran ausschließlich auf Freiwilligkeit. Die in diesen Gruppen beschlossenen Regeln und Gesetze gelten dann nur innerhalb dieser Gruppen und können von nicht daran teilnehmenden Individuen und Gruppen missachtet und auch bekämpft werden. Einen Staat, der im Sinne eines Minderheitenschutzes deren Interessen zu verteidigen in der Lage wäre, gibt es nicht.

 

17.11.20

Libertarismus und Staatsmonopole

 

Der Libertarismus stellt den Staat als solchen in Frage und damit auch die staatlichen Monopole:

  • das Gewaltmonopol

  • das Gesetzgebungsmonopol

  • das Justizmonopol

  • das Währungsmonopol

Durch die Abschaffung dieser Monopole strebt der Libertarismus eine Gesellschaft an, in der die individuelle Bemühung alles, der gemeinschaftliche (soziale) Gedanke gar nichts zählt - eine Gesellschaft also, in der konsequenterweise das Recht des Stärkeren gilt.

 

Das klingt unschön, ergibt sich aber folgerichtig: Gesetze (und ihre Durchsetzung) haben einzig und alleine den Sinn, die Interessen der schwachen Mitglieder der Gesellschaft zu schützen. Einen anderen Sinn können sie gar nicht haben, denn ohne Gesetze setzt sich automatisch der Stärkere durch.

 

Diesen Zustand nennt man Anarchie. Folgerichtig ist der Anarchismus eine der wichtigsten Strömungen des Libertarismus, um nicht zu sagen: seine Wurzel.

 

Es gibt schon heutzutage einige Gesellschaften,  die diesem libertären (freiheitlichen) Ideal sehr nahe kommen. Das sind Länder wie Somalia oder Libyen - Länder also, in denen keine Staatsgewalt und keine staatliche Rechtssprechung mehr existieren. Hier ist die Weltsicht einzelner besonders engagierter und wohlhabender Bürger das Gesetz, das durchzusetzen sie mit ihren  privaten Milizen in der Lage sind. Ein weiteres Beispiel sind ganze Stadtviertel in einigen Großstädten Lateinamerikas, in denen keinerlei staatliche Intervention mehr stattfindet.

 

16.11.20

Libertarismus

 

Der Libertarismus ist eine politische Ideologie, deren größtes Anliegen die Freiheit des Individuums ist (von "libertas", lateinisch: "Freiheit") . Ein anderer Begriff für Libertarismus ist Freiheitlichkeit.

 

Den unterschiedlichen Strömungen des Libertarismus ist gemeinsam, dass sie den Staat und ein damit einhergehendes Gemeinwesen prinzipiell in Frage stellen. Stattdessen vertreten Libertarier den Standpunkt, dass jede gesellschaftliche Aktivität (politisch, wirtschaftlich, kulturell) ausschließlich durch den freien Willen der Individuen, ohne Eingreifen des Staates oder anderer der Allgemeinheit verpflichteter Institutionen zu geschehen hat.

 

14.11.20

Veränderung

 

 

13.11.20

Realitätsverweigerung

 

Sie erzählt, dass ihr Vater an Covid 19 gestorben sei. Auch ihre Mutter sei schwer daran erkrankt. Dennoch ist sie der Meinung, dass diese Krankheit nicht gefährlich ist - falls sie überhaupt existiert und nicht von den Medien erfunden wurde.

 

11.10.20

Energiefluss

 

Diese Auseinandersetzung mit D. scheint weitere "Klärungsenergie" in mir freizusetzen. Es ist anscheinend wirklich so: Je mehr Kraft/Aufmerksamkeit/Energie ich einsetze, desto mehr davon fließt nach.

 

Denn auch das gestrige Zusammensein mit R. führte wie von selbst dahin, dass ich mich an einem Punkt wiederfand, an dem ich bereit bin, grundlegende Veränderungen in Kauf zu nehmen - und nicht nur in Kauf zu nehmen sondern auch als wünschenswert oder gar notwendig zu empfinden.

 

Denn eines wird mir immer klarer: Ich gehe zu viele Kompromisse ein, stets um des lieben Friedens bzw. um der Bequemlichkeit willen. Am Ende fühle ich mich dann leer und ausgebrannt.

 

Der Knackpunkt bei diesem Ausgebranntsein liegt aber stets darin, dass ich an einem bestimmten Punkt fälschlicherweise der Ansicht bin, ich hätte zu viel Energie investiert und müsse mich nun schonen, mich ausruhen, mich zurückziehen. Die Konsequenz ist, dass ich noch kompromissbereiter werde und noch mehr meine eigenen Interessen hintanstelle.

 

Die Wirklichkeit ist exakt anders herum: Weil ich zu wenig Energie investiere, fühle ich mich immer lascher und frustrierter und missverstandener. Dadurch kann nichts mehr nachfließen und alles wird stumpf und grau. Wie Wasser in einer Leitung: Wenn altes Wasser nicht verbraucht wird kann auch kein frisches Wasser nachfließen und es modert vor sich hin. Oder: Wer rastet, rostet.

 

So, an dieser Stelle stellt sich dann natürlich die Frage, wie ich es hin bekomme, frisches Wasser nachfließen zu lassen (um im Bilde zu bleiben). In diesen Tagen zeigt sich deutlich, dass ich es nur dann schaffe, wenn ich meinen eigenen Interessen konsequent folge und diese auch vertrete. Notfalls, indem ich vorher als unangenehm empfundene Konsequenzen in Kauf nehme oder nie geahnte Möglichkeiten und Veränderungen in Betracht ziehe - und sie nicht als schwer zu überwindende Hindernisse sondern als beflügelnde Chance empfinde. Frischwasser eben.

 

10.10.20

Gutmensch

 

Ich hätte es eigentlich schon damals bei der Geschichte mit C. gelernt haben sollen:

 

Einem Menschen in einer Notlage helfen zu wollen ist nur bedingt klug. Am Ende kann es durchaus passieren, dass die "negative Energie" (ich nenne es mal so, denn mir fällt kein besserer Begriff ein) des Geholfenen sich gegen mich richtet.

 

Bei den Indianern gibt es ja angeblich die Sitte, dass der, der einem anderen das Leben rettet, in der Folge auch für dessen Versorgung verantwortlich ist. Sprich: Er muss sein Päckchen tragen.

 

Hierzulande gibt es das einfache Sprichwort: Kehrst Du vor ´ner anderen Tür, hast Du Ärger nur dafür.

 

Da hinein passt dann auch meine jüngste Auseinandersetzung mit D. : Ich bin dabei zu lernen, mich aus gewissen Dingen einfach herauszuhalten und die Menschen ihrem eigenen Schicksal zu überlassen ohne beratend oder sonstwie (als so genannter "Gutmensch") eingreifen zu wollen.

 

Das wird natürlich dann schwierig, wenn es auch handfeste Verquickungen gibt, wie etwa mit D. durch die Wohnung. Dennoch: Dafür kann man pragmatische Lösungen finden und notfalls auch unbequeme Entscheidungen treffen. Diese Entscheidungen betreffen dann aber nur Dinge, die rein materieller/sachlicher Natur sind. Sie schädigen dann nicht mehr mein "Seelenheil" bzw. schränken mich nicht in meiner inneren Freiheit ein - was ein- und dasselbe ist.

 

28.09.20

Meditation

 

Die Langzeitwirkung der vor einigen Wochen wieder aufgenommenen morgendlichen Meditation macht sich nach und nach bemerkbar. Es fiel mir heute beim Einkaufen auf: Ich stand an der Kasse in einer sehr langen Schlange, die nur langsam voranging. Noch vor einem Monat wäre ich in der gleichen Situation spürbar ungeduldig gewerden, hätte mich geärgert, innerlich auf irgendwelche Menschen geschimpft usw..

Heute war nichts davon da. Im Gegenteil: Ich genoss es, in dieser Situation eine Pause einlegen zu können und den Präsenzmodus wieder stärker wahrnehmen zu können

 

15.03.20

Straßenkunst

 

 

01.03.20

Zerknirscht 2

 

Dass ich gestern auf dieser Veranstaltung H. getroffen habe, mit allen Implikationen, lässt mich heute wieder "zerknirscht" sein. Dabei liegt kein objektiver Grund dafür vor. Was andere von mir denken, mit denen ich sonst nicht viel zu tun habe, könnte mir herzlich egal sein.

 

Nein, der Grund für meine Zerknirschung liegt letztendlich darin begründet, dass ich da ja auch eigentlich gar nicht hin gewollt hatte und es lediglich auf R.´s Wunsch hin tat. In gewisser Weise habe ich also gegen mich selbst gehandelt, mich dadurch selbst betrogen. Ich begebe mich durch derartige Aktionen in eine Situation, in die ich eigentlich gar nicht gehöre. Es ist unaufrichtig mir selbst gegenüber. Die Sache mit H. hat mich lediglich darauf hingewiesen. Die "Implikationen" sind reines Verstandeswerk.

 

Die Zerknirschung ist also ein Hinweis auf eigene innere Widersprüche. Hier: In eine Situation geraten zu sein, die ich nicht wünschte, indem ich die Entscheidung über mein Handeln an anderen ausrichtete. Im vorherigen Eintrag: Meinen eigenen Ansprüchen, stets alles richtig zu machen, nicht Genüge geleistet zu haben.

 

In beiden Fällen ist die Zerknirschung die Reibung zwischen meinem Selbstbild bzw. meinem Selbstanspruch und der Realität.

 

24.02.20

Zerknirscht

 

Diesen Termin heute morgen verpasst zu haben verschafft mir Unwohlsein. Ich bin zerknirscht, denn ich habe ihn schlicht und einfach vergessen, da hilft keine Ausrede. 

Und auch wenn es sich um nichts wirklich tragisches handelt: Es nagt anscheinend zutiefst an meinem Ego, das immer so gerne alles unter Kontrolle haben möchte. Es ist das Gefühl des Versagens, das meinem anscheinend vorhandenen Anspruch, alles meistern zu wollen, zuwider läuft.

 

23.02.20

Über das Schreiben

 

Wieder mit dem Schreiben angefangen zu haben lässt mich auch den Traum besser verstehen, den ich vor ca. einer Woche hatte:

 

Ein großer bunter Papagei und eine mütterlich wirkende Frau sprechen nacheinander mit mir und vermitteln die Botschaft, dass alles gut sei. Dann erhalte ich die Nachricht, dass ich die Wohnung bekomme, die einen großen Garten hat. Ich freue mich sehr über den Garten und die vor mir liegende Zeit, in der ich in diesem Garten arbeiten werde. Ein extrem intensives Gefühl von Freiheit und geradezu ekstatischer Freude kommt auf. Dann setzt ein Wind ein, der einen Kirschbaum zu entwurzeln droht. Ich befürchte schlimmes. Aber der Wind geht vorbei und wieder stellt sich die Freude über den Garten ein. Doch langsam verblasst das Gefühl, als würde es Stück für Stück ausgeblendet. Ich sehne mich nach dem Gefühl zurück und weiß, dass es noch da ist. Ich muss nur einfach an die Arbeit gehen.

 

Der Garten ist die Beschäftigung mit dem Tagebuch bzw. die Selbstbeobachtung. Sie setzt neue Energien frei und gibt mir insofern Freiheit, weil sie mich mein Leben besser verstehen und damit auch lenken lässt. Der Wind ist die kurze, im vorigen Beitrag beschriebene Krise.

Es wird klar, dass ich beim Schreiben aber nicht wieder in den gleichen Fehler verfallen darf, wie in der Vergangenheit, als ich nämlich die Wirkung des Schreibens durch zu starke Beachtung von Äußerlichkeiten (inklusive Formulierung usw.) verwässerte. Zu oft vergaß ich, dass es nicht auf das ankommt, was am Ende da steht, sondern auf den Akt des Schreibens an sich. Die inere Haltung beim Schreiben ist wichtiger als das "Werk" selbst.

 

Deshalb werde ich dieses Tagebuch zunächst nicht veröffentlichen bzw. erst nach einer gewissen Zeit und das womöglich auch nur in Ausschnitten. 

 

22.02.20

Neuanfang und fehlgeleitete Energie

 

Ich erkenne die Notwendigkeit, mich wieder vermehrt selbst zu beobachten. In den vergangenen Jahren habe ich das zu sehr schleifen lassen. Deshalb nun wieder ein Neuanfang des Schreibens.

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Der Verlauf der Tage Dienstag bis Freitag (also heute) zeigt mir, wie sehr ich mein Gefühlsleben vom Verstand beeinflussen lasse – aber wie es auch genau andersherum sein kann. War ich am Dienstag noch himmelhochjauchzend, in mir selbst ruhend und kraftstrotzend, so stürzten mich gewisse von mir selbst projizierte Kommunikationsschwierigkeiten mit R. buchstäblich über Nacht in eine nahezu existenzielle Krise. Offensichtlich wurde die (sexuelle) Energie, die zuvor positiv in mir hoch gestiegen war auf dem Wege des Verstandes in ihr Gegenteil verkehrt, also in eine selbstzerstörerische Kraft.

Es ist nicht das erste Mal, dass das so läuft.